31.03.2015, Freiburg
«Wer entscheidet, wer hier leben darf?»
Ein Wochenende zu den Themen Migration, Bleiberecht, Interkultur und Identität am Theater Freiburg
Am vergangenen Wochenende war ich zu Gast am Theater Freiburg, es fand ein Schwerpunktwochenende statt unter dem Motto «Wer entscheidet, wer hier leben darf?» Weitere Gäste waren u.a. das Heim und Flucht Orchester, DJ İpek İpekçioğlu, Prof. Wolfgang Reinhard, Albert Scherr, Mely Kiyak, Mark Terkessidis, Robert Koall, das «Zentrum für Politische Schönheit», Thomas Krupa, Yael Ronen und Thomas Wodinka. Aus dem Repertoire des Theater Freiburg flossen ein ins Programm die Produktionen «Die Schutzbefohlenen» von Elfriede Jelinek und «Immer noch Sturm» von Peter Handke. Ich bin Gast auf unterschiedlichen Podien und habe zum Glück trotzdem Zeit, mir die meisten Produktionen anzusehen. Ein kleines Fazit dazu habe ich im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur gezogen.
I.
Eröffnungs-Vortrag von Prof. Wolfgang Reinhard: «Das Empire schlägt zurück: Über Migrationshintergründe». Kernthese ist im Titel beschrieben – nachdem Europa die Welt kolonisiert hat, kehrt die Welt der Kolonien gebeten und ungebeten nach Europa zurück. 1. Teil des Vortrags im Festivalmagazin abgedruckt. Ein paar Notizen, z.B. die überraschende Auftaktfrage: «Wer wohnt heute noch da, wo er geboren wurde?» In der eigenen Familie kaum noch jemand. Deutschland: ca. 20 Mio Einwanderungen zwischen 1944 und 2007. Reinhard beschreibt die europäische Weltherrschaft von Kolonien und Halbkolonien – ein Imperium, das nach über 100 Jahren zerfällt und die Richtung der Wanderung kehrt sich um. Ich lerne neue Worte wie: «Kettenwanderung» – d.h. einzelne Einwanderergruppen helfen ihren Angehörigen und holen sie nach. Lokale Nester oder Klumpen bilden sich in den USA – Mexikaner im Süden, Skandinavier im Westen, Deutsche in Pennsylvania – oder ethnische Ballungen wie in den diversen «Chinatowns». Anderes schönes Wort: «Bindestrich-Identitäten» – z.B. Italo-Amerikaner. Die nationale Küche ist das nationale Element der Bindestrich-Identitäten, das den Prozess der Assimilation bis zuletzt überlebt. (Heute: Es gibt in den USA ein Revival der europäischen Wurzeln, was an der Wiederannahme einst amerikanisierter Namen zu belegen ist.) Anderes Beispiel in Deutschland: Die Ruhrpolen – 400.000 Einwanderer aus Polen lebten im Ruhrgebiet seit dem Ende des 19. Jahrhunderts fast fünfzig Jahre lang in geschlossener Gemeinschaft – seit 1902 mit eigener Gewerkschaft, diskriminiert von Deutschen, es gab kaum eine Heirat außerhalb der Gemeinschaft. Anderes schönes Wort, auch wenn es nichts Schönes beschreibt: «Plantagenamerika» – eine künstliche Landschaft, die mit künstlicher Bevölkerung besiedelt wurde. Von 1492 bis 1920 migrierten nur 2 Mio. Europäer nach Amerika, wohingegen 8 Mio. Afrikaner als Sklaven dorthin gebracht wurden. Die europäische Masseneinwanderung folgte also der afrikanischen Zwangsmigration. Ich wusste nicht, und wahrscheinlich weiß es dort heute überhaupt niemand mehr, dass Nantes lange Zeit fast nur vom Sklavenhandel lebte. Überraschend – die Quäker waren die treibende Kraft bei der Abschaffung der Sklaverei in den USA, 1863 mitten im Bürgerkrieg. Mit der Dekolonisation setzt, nach der Einwanderung der Eliten, die Einwanderung der Massen ein. Interessante Fragen am Schluss des Vortrages: «Muss ein Land es nicht akzeptieren, wenn Einwanderer es vorziehen, unter sich zu bleiben?» – «Schwaben sind in Berlin so unbeliebt wie die Preußen in Bayern.» Die Xenophobie, Scheu vor dem Fremden, beschreibt Wolfgang Reinhard als anthropologisches Universalphänomen – es gehört zu menschlichen Gesellschaften. Gilt sogar für unser Modell der «offenen Gesellschaft». Guter Satz: «Schweinefleischfresser nannten uns die Kinder, die meine Mutter jahrelang unterrichtet hat.»
II.
«Geschichte als Migrationsgeschichte» – Vortrag von Albert Scherr, Prof. für Soziologie:
1. Migration erzeugt Rechtsansprüche, was in vormodernen Zeiten anders war.
2. Migration, die einem Steuerungskalkül folgt: Erstes Kalkül ist instrumentell – Migranten werden aufgenommen als Arbeitskräfte: «Wen benötigen wir?» Anderes Kalkül ist z.B. die Altersproblematik. Ergänzend zum instrumentellen Kalkül gibt es das humanitäre Kalkül – wir sind zur Gewährung von Asyl verpflichtet durch das Grundgesetz Deutschlands und der EU, das allerdings dem instrumentellen Kalkül nachgeordnet ist. Wir wollen «human» sein, aber nur 20.000 Menschen aus Syrien aufnehmen.
3. Migration entfaltet eine Eigendynamik, die sich staatlicher Steuerung entzieht – siehe Roma und Sinti, bzw. Kettenmigration. Kontaktstrukturen, Informationsstrukturen, Fluchthelfer und Schlepper sind illegale Migrationsagenten, ähnlich klandestin organisiert wie der Drogenhandel – staatliche Regulation ist hier nur bedingt durchsetzbar. Familiennachzug kann man nicht abschalten. Vom Grundgesetz geschützt. Es gibt zudem attraktivere Einwanderungsländer wie die USA und Kanada.
4. Migration ist dynamisches Veränderungskriterium von Gesellschaften – Zugewanderte lassen sich nicht beliebig integrieren und anpassen; zudem verändern sich Migranten selber. Der «kulturelle Rucksack» ist ein Mythos – oft haben Migranten Probleme mit den kulturellen Normen ihrer Herkunftsländer. Umgekehrt ist der Islamismus der Attentäter auf «Charlie Hebdo» ein genuin französisches Produkt der eigenen Einwandererszene. Deutschland: Der kulturelle Multikulturalismus ist erwünscht, aber Moscheen möchte man nicht…
5. Migration findet in Gesellschaften mit hoher Veränderungsgeschwindigkeit statt – aber das hat nichts mehr zu tun mit dem Wort «Fortschritt». Der Wertewandel und daher auch Gesellschaftswandel in Deutschland ist von vielen Kriterien beeinflusst, z.B. dem Entstehen der Massenkonsumgesellschaft, der umfassenden Säkularisierung der Gesellschaft. Migration ist nur ein kleines Moment der Veränderungsdynamik. Wir sind keine stabile, geordnete Gesellschaft, die nur durch Migranten durcheinander gebracht wird – das ist ein Sündenbockmodell, das unzutreffend ist. Politik simuliert, dass sie hier etwas zu entscheiden hat, anders als bei Finanzprozessen.
6. Dreiteilung des Migrationssektors: A) Arbeitswillig und erwünscht, B ) Asylbewerber: will die Gesellschaft nicht, muss sie aber aufnehmen, weil sie aus humanitären Gründen dazu verpflichtet ist, C) Elendsflüchtlinge. Das Schema ist nicht starr, sondern flüssig – daraus folgen die «Abwehrmaßnahmen» an den Außengrenzen und forcierte Abschiebepolitik, die weder durch instrumentelles noch durch humanitäres Kalkül geschützt sind: 23.000 Menschen sind seit der Jahrtausendwende im Mittelmeer ertrunken, auch dieses Jahr werden 2.000 bis 3.000 ertrinken. – «Wer entscheidet, wer hier leben darf?» Niemand und alle! Es gibt keine Zentralinstanz, nur die öffentliche Meinungsbildung und die Eigendynamik des Prozesses.
III.
«Die Schutzbefohlenen», Regie: Michael Simon – Die Aufführung ist eine komprimierte Fassung des Stückes, ein politisches Redevarieté, kein Versuch, die Flüchtlinge nachzuspielen, sondern im wahrsten Sinne ein Gedankenfluss, der die Schauspieler auf einer Textfläche, d.h. auf beschrifteten Bodenplatten und umgeben von Stellwänden, Bannern und Soffitten, auf denen Reiz- und Schlagwörter wie «Gewalt» oder «Flüchtling» geschrieben stehen.
Die Darsteller spielen auf Text, sie sind Text, Diskursagenten, eine Schauspielerin trägt ein T-Shirt, auf dem steht «Wir». Am Ende der Aufführung lösen die Schauspieler wie Bühnenarbeiter die Bodenplatten mit Akkuschraubern, ein enervierender, langwieriger Vorgang, und dabei kommen auf den Unterseiten der Tafeln, beiläufig, mit Kreide geschrieben, die Namen und Todesjahre von im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen zum Vorschein: Samiyou, Kanbiz, Joseph, Hasim, NN., Vahide, Muhammad, Rexheb, Lamis, Adams. Es ist schwierig, zum Thema Migration etwas zu sagen, das nicht schon bereits Konsens der Gutmeinenden ist und von vorneherein Überzeugte zu überzeugen vorgibt. Irgendwie nervt ja auch der Problemredestrom von Jelinek, nervt die Frau mit dem «Wir»-T-Shirt und ihr arrogantes Belehrungsschandmaul. Aber diese Tafeln sind ein Schock. Artasan. Tarwa. Mohammed. Saar, lauter Namen, die Eltern ihren geliebten Kindern gaben und die da nun irgendwo im Meer versunken sind. Elfriede Jelinek, die Theater irgendwie als Sendeanstalt begreift und Texte für das öffentliche Reden schreibt, das Urtheaterreden, und in diesen Sendeplätzen als Demokratiewächterin für das aktuelle Programm sorgt, kann ich bewundern für das künstlerische Moment in diesem Schreiben, also das Ausufernde, Schillernde, Umschlagende ihrer Redeform, das Ineinanderfließen von Kalauer und Zitat, Schlagzeile und Geständnis. Irgendwie läuft das «Theater» immer zur Höchstform auf bei diesen seichten Texten, die kein Theater sein wollen, es ist zum Verzweifeln. Aber die Namen treffen einen wuchtiger. Seydina, Samuel, Cosmo, Djamaa, Fares, Alta, Uday, Shambu, Moustapha – es hat etwas Zärtliches, dass sie genannt oder gezeigt werden, etwas Widerständiges entsteht. Sie waren alle einmal Neugeborene, was für ein Wort, die ihre Namen von Eltern erhielten, die hofften, dass es für diese Jungen einmal gut läuft im Leben. Elfriede Jelinek war 2012 in der Wiener Votiv-Kirche bei den Überlebenden dieser riskanten Überfahrten und hat in Reaktion auf die Protestaktion dieser Flüchtlinge, die noch immer nicht gerettet sind, nachdem sie sich bis zu «uns» durchgeschlagen haben, ihr Stück «Die Schutzbefohlenen» geschrieben.
IV.
«Versatorium»: Nach der Vorstellung kam es zu einer sehr besonderen Begegnung mit Flüchtlingen aus der Votiv-Kirche. Im Zusammenhang mit Elfriede Jelineks «Schutzbefohlenen» entstand vor 2 Jahren die Initiative VERSATORIUM – ein experimentelles Übersetzungsprojekt gemeinsam mit DRAMA FORUM von uniT der Wiener Universität. Die Idee: Einige der Flüchtlinge, die damals in der Wiener Votivkirche Schutz gefunden hatten, arbeiten auf Einladung einiger Wiener Studenten rund um den Universitätsprofessor Peter Waterhouse (wunderbarer Übersetzer u.a. von Gerald Manley Hopkins) daran, das Stück von Jelinek in die Sprachen derer zu übersetzen, von denen es handelt, bzw. denen es als in der Votiv-Kirche Schutzsuchenden eine Stimme und Lobby geben wollte. Sie übersetzen es also in Urdu, Pashto, ins Georgische, Tuschetische und Englische.
Drei der Flüchtlinge, über die oder anlässlich derer dieses Stück von Jelinek einst geschrieben wurde, sind an diesem Abend in Freiburg. Einer von ihnen spricht sehr gut Englisch und dankt zunächst überschwänglich den Schauspielern für die Aufführung des Textes. Sie haben ihn, obwohl sie an oder mit ihm seit zwei Jahren arbeiten, zuvor noch nie auf der Bühne gesehen. Ich frage ihn nach dem Verlauf seiner Flucht und er berichtet, dass das tödliche Mittelmeer, von dem im Stück so viel die Rede ist, im Grunde noch die gefahrlosere Route nach Europa darstellt. Er hat sich über Pakistan in den Iran und über viele weitere Stationen von Griechenland über Serbien bis nach Österreich durchgeschlagen. Viele Flüchtlinge werden ohne Vorwarnung an den hochgerüsteten Grenzen zwischen Pakistan und Iran vom Militär erschossen. Später droht ihnen, als Schutzlose entführt zu werden. Den Opfern werden häufig Körperteile abgetrennt, die den Angehörigen zugeschickt werden, um Lösegeld zu erpressen. Wenn der junge Mann von seiner Flucht spricht, dann von ständigem Hunger, vom sich Verbergen, vom Alleinsein und auf der Hut Bleiben. Die Chancen, heil im Zielland anzukommen, stehen 50:50, eine erschreckende Quote. Er sagt, er sei vom rechten Weg nicht abgekommen und ein guter Mensch geblieben, also kein Dieb, kein Verräter. Er spricht von seinen Erfahrungen mit Menschen, die geholfen haben und solchen, die gefährlich sind. In Österreich ist er in ein Aufnahmelager gekommen, das ihn in die totale «Freiheit» entließ – keine Aussage, wann sein Fall bearbeitet wird, keine Möglichkeit zu studieren, zu arbeiten, etwas zu tun, einige der Zimmernachbarn warteten seit vier Jahren auf Antwort auf ihren Antrag. Er ist nach Wien abgehauen, sein Asylantrag wurde, nicht zuletzt wegen seiner Beteiligung an der Protestaktion und der damit verbundenen «Prominenz» seines Falls in den Medien, positiv beschieden. Er lächelt die ganze Zeit, plötzlich ist das Stück über diese Leute, die ihr Glück suchen und so viel Unglück finden, noch einmal nah und unmittelbar. Wie bei den Namen der Toten auf den Bodenplatten, die wie ein Gräberstapel aufeinander geschichtet wurden.
V.
18 Uhr, Podiumsgespräch mit Yael Ronen über «Common Ground» und «Immer noch Sturm»: Sie sagt, dass sie, die in Israel aufgewachsen ist, erst in einer metropoliten Stadt wie Berlin mit Iranern oder Syrern in Berührung kam. Schon ihre Arbeit in Israel war darum bemüht, einen common ground in der heterotopen israelischen Gesellschaft zu schaffen, und durch unterschiedliche Narrationen an einer gemeinsamen Basis für das Zusammenleben in diesem zerrissenen Land zu arbeiten. Der common ground – das gemeinschaftliche Feld – ist ein Thema, das sie in vielen Arbeiten beschäftigt, auch schon in «Die Dritte Generation», einer Arbeit über den Umgang mit den Traumata in der israelischen Gesellschaft, die ins Feld des Austauschs, der sprachlichen Vermittlung, Zersetzung, des Abbaus der Schmerzen und Umbaus in Bausteine einer möglichen Verständigung hineinreicht. Ihre jüngste Berliner Produktion, «Common Ground» ist eine Arbeit über die «erste Generation» von Emigranten aus Ex-Jugoslawien, die in Deutschland leben. Es ist eine Arbeit über die «Reste des Krieges», wie Dejan Bućin in Magazin Nr. 14 des Theaters schreibt. Jenen eintrübenden Sedimenten der Gewalt, die sich in den Gemütern der emigrierten Bewohner Ex-Jugoslawiens abgesetzt haben. Ausgangspunkt der Inszenierung war die Entdeckung durch die vielleicht durch die Situation in Israel besonders sensibilisierte Yael Ronen, dass es in der offenen Stadtgesellschaft Berlins eine Community gibt, die innerlich fragmentiert und zerrissen ist, ohne Gespräch zwischen den ehemaligen Kriegsparteien und Ethnien, die doch alle in der gleichen Stadt Zuflucht gefunden haben. Interessant an der Arbeitsweise des Maxim Gorki Theaters: Es agiert eigentlich wie ein Filmproduktionsbüro und kreiert, von diesem Thema ausgehend, eine Produktionsfamilie, die nicht identisch ist mit dem Ensemble des Hauses, sondern aus einigen wenigen, fest am Haus engagierten Darstellern mit dem passenden biografischen Hintergrund und den übrigen, dafür frei gecasteten Schauspielern und Schauspielerinnen gebildet wird. Im Grunde wird also ein Cast engagiert wie an einem Privattheater und danach gearbeitet wie in der «freien Szene» – also recherchiert und diskutiert, wobei der Startpunkt eine einwöchige Reise gemeinsam nach Sarajewo war. Reisen verbindet ja immer. Ich denke an die Reise, die Alvis Hermanis mit «seinem» Zürcher Ensemble nach Marokko machte, um dieses Stück («Brennende Finsternis») um eine Gruppe von Internatsschülern, die einen Gruppenmord begeht, zu einer Art von Gruppenarbeit werden zu lassen, und dass dies eigentlich jene Form von Freiheit in künstlerischen Prozessen ist, die nicht luxuriös ist, sondern essentiell, weil durch nichts Anderes zu simulieren oder zu ersetzen. Im Gespräch fällt mir eine Brücke zwischen den Produktionen «Immer noch Sturm» und «Common Ground» auf: Man könnte dem einen Stück den Titel des anderen geben und vice versa und es würde trotzdem stimmen. Das Jaunfeld Handkes ist sein common ground; der Engel der Geschichte, also das Erzähler-Ich von «Immer noch Sturm» steht mit seinen Ahnen im gleichen Sturm wie die Reisegruppe von Yael Ronen. Der anhaltende Sturm verbindet beide; es sind in beiden Texten die «Reste des Krieges», die zum Schreiben und Spielen führen; beide Stücke arbeiten an der Identifizierung des «kleinen gemeinsamen Nenners» des Humanen, auf den man vertrauen kann und der Art, ihn zu bestimmen – siehe Schillers Don Carlos. Der common ground ist also nicht nur ein geografischer oder biografischer, sondern auch ein zivilgesellschaftliches Agreement, aus dem sich der Stolz auf die eigene Geschichte, irgendeine Art von positiver Bestimmung der eigenen Zugehörigkeit ableitet. Wichtig scheint mir auch, das Yael Ronen ganz dezidiert sagt, dass sie sich der historischen und politischen Problematik nur annähern kann, wenn sie sehr tief in die privaten, ja intimen Zonen ihrer Figuren vordringt. Ganz ähnlich bei Handke, der ähnlich viel recherchiert hat und vor Ort gereist ist für sein Stück. Mir fällt aus «Immer noch Sturm» der Satz, gegen Ende des Stückes vom verbitterten, erneut aus der slowenischen Heimat gedrängten Georg gesprochen, ein: «Das neue Jugoslawien ist nun der letzte Ausweg.» Dieser Art von last exitder erneut diskriminierten Slowenen gleicht, für die Juden, Israel. Yael Ronen sagt, dass sie dieser Ideologie des Staates Israel nie folgen wollte, dass es für sie andere Plätze auch gibt für die Juden in der Welt, und irgendwie hat es sehr wohl getan, über Israel und Slowenien, Kärnten und Berlin so sprechen zu können und diese freien Gedanken von ihr zu hören.
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© M. Korbel