«Das Ostdeutsche muss aufhören, für etwas Zweitklassiges zu stehen»

Gespräch zu «Empowerment Ost» mit Markus DeckerRND Interview, 22.07.2020

Herr Oberender, in diesen Tagen erscheint ein Buch von Ihnen. Der Titel lautet: «Empowerment Ost». Darin heißt es zu Beginn: «Rückblickend fällt mir auf, dass ich nie Ostdeutscher sein wollte, weder in der DDR noch danach. Ich habe mich auch lange nicht als solcher empfunden.» Das hat sich mittlerweile offenbar geändert. Warum?

Identität ist ja immer ein Stück Konstruktion. Und die ist auch ein gesellschaftliches Produkt – ich werde zum Ostler gemacht, oder zum Westler. Wahrscheinlich waren es bei mir die überproportionalen Wahlerfolge der AfD, die medial ein Wiederaufleben des Klischees bewirkt haben, wonach die Ostdeutschen immer noch auf die Abendschule der Demokratie gehen. Das hat mir in Erinnerung gerufen, dass ich selbst aus dem Osten komme, und mich angestachelt, dieser Sichtweise zu widersprechen.

Warum?

Weil ich glaube, dass die Wahlerfolge der AfD nicht nur mit der ostdeutschen Geschichte zu tun haben, sondern noch viel mehr mit der Geschichte der Widervereinigung.