«Die geschlossene Welt der Werke»

Notizen über Heiner Müllers Sprache und Dramaturgie heute
von Thomas Oberender

 

 

Es war die Nacht des dreißigsten Dezember, im Stau schlitterte die Kolonne in Schrittgeschwindigkeit Richtung Süden und ein fingerdicker Eispanzer umhüllte den Wagen, als seien wir Gefangene einer endgültigen Reise. Wir starrten auf die Rücklichter vor uns und versuchten, nicht  zu bremsen. Während wir im Schritttempo über die Eispiste der Autobahn  rollten, hörten wir die Nachrichten im Radio, Heiner Müller sei gestorben. Die erste Empfindung war Unglaube. Wir fuhren lautlos weiter durch die Nacht. Nur im Kino ging mir der Tod eines Menschen so nahe.