«Finale des Übergangs»

Ein Flüchtlingsdrama aus der neuen Welt

Über «Hotel Orpheu» von Gabriel Gbadamosi
von Thomas Oberender

 

Gabriel Gbadamosi

 

Stücke aus Rußland, wie sie in den letzten Jahren von Alexej Schipenko, Vladimir Sorokin oder Elena Popowa geschrieben wurden, zeigen Menschen, deren Fühlen und Denken sich nach dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung sich spürbar  radikalisiert hat, da ihre Lebenswelt entsichert und zur Überlebenswelt wird. Der Wegfall dämpfender Konventionen, die plötzliche Unsicherheit hinsichtlich des sozialen Status und der Machtverhältnisse lassen den Einzelnen die Reize und Kräfte der neuen Welt im Osten Europas plötzlich wie ohne Haut erleben. Es sind Trümmerstücke, Nach-Spiele einer imperialen Ära mit viel Ironie und wenig Trost, die da aus dem Osten kommen. Nun aber schrieb Gabriel Gbadamosis mit «Hotel Orpheu» ein solches Stück im äußersten Westen dieses Kontinents, in Portugal. Dort entstand es als Auftragswerk für das Lissaboner Nationaltheater, das die Uraufführung indes ablehnte – zu tief rührt dieses Werk des britischen Autors an eine nationale, postkoloniale Wunde.