«Der Moderator» 
Die Kanzlerfigur Gerhard Schröders bei seiner Regierungserklärung im Bundestag. Eine Theaterkritik.
Thomas Oberender

 

Die Situation des Schauspielers ist oft ambivalent und vertrackt. Spielt der Darsteller gut, geht das Lob an die Rolle (»großartiger Hamlet”). Spielt er schlecht, geht der Tadel an ihn. In seltenen Fällen kehrt sich das um - dann wird der Darsteller so groß (»der große Minetti”), daß er spielen kann, was er will, er bleibt immer er selbst und bisweilen ermüdet auch das. Das Wort »Schauspieler” umgibt in der Umgangssprache oft der Ruch des Unzuverlässigen und Windigen, das im besten Falle clever und charmant erscheint, wenngleich ein wenig unseriös. Von »Schauspielern”, und das meint in der Regel die durchschaubaren, läßt man sich gerne verführen, aber scheut das Vertrauen. Ein Schauspieler hat es also nicht leicht mit dem, was er tut.