Vom «D» zum «de».

Zum 10. Jubiläum des Mauerfalls.
von Thomas Oberender

 

 

Für die einen ist Deutschland Weltmeister im Automobilbau, für die anderen in der Energiewende, in Bescheidenheit oder im Biertrinken. Wieder andere halten die Deutschen für besonders schweinisch oder, ganz im Gegenteil, für ein Volk grausamer Pedanten. Die Deutschen wollen sich in Europa entkommen und keine Nation sein. Aus Deutschlands «Verspätung» als Nation ist ein Vorteil geworden. Das große Deutschland entwickelte sich als ein Deutschland der Regionen, das im Europa der Regionen aufgeht.

In Deutschland zu leben, ist heute angenehm, weil Deutschland in Deutschland kaum noch vorkommt. Und wo doch, so eher im Akt einer aggressiven Selbstverleugnung. Die Ostdeutschen wurden zu den doktrinärsten Vorzeigesozialisten des Ostblocks und die Westdeutschen zu Überdemokraten, zu Superdemokraten, aber letztlich eben doch zu – Demokraten.