«Aus dem Raum die Zeit lesen»

Über «Narrative Spaces»
von Thomas Oberender

Berlin, 26. Februar 2015. «2 + 2 = 4. Das ist so. Zum Glück und zum Ganzen», das steht von Hand geschrieben auf einem Blatt mit dem Firmenlogo «IFM». Als ich in Mona El Gammals «Haus Nummer Null» diese Zeilen auf einem mit Dokumenten übersäten Tisch las, bekam ich unmittelbar eine Empfindung für die Einsamkeit jener Figur, die hier ihren Dienst getan haben muss. Scheinbar ist sie vor kurzem aus den Räumen gelaufen, die ich nun durchschweife. Überall blinken noch die Geräte, seltsam futuristisch wirkt die Einrichtung, wie aus einem dunklen Science Fiction von Andrej Tarkowski, modern, aber gleichzeitig alt. Ich höre Regierungsdurchsagen aus den Lautsprechern an der Wand. Auf den Arbeitstischen liegen Tabellen mit Zahlen, Bilder sind an die Wand gepinnt, Ausrisse aus Nachrichten, ein Anrufbeantworter springt an. Aus all dem ergibt sich bruchstückhaft der Eindruck, dass in diesen Räumen jemand eine bedrohliche Entdeckung gemacht hat. Aber wer? Wo ist diese Person? Was hat sie aufgedeckt?