«Warum Zirkus?»

Reflexionen über ein progressives Medium

von Thomas Oberender

Ein Merkmal des deutschsprachigen Theaters ist in den Augen des australischen Zirkusregisseurs Yaron Lifschitz die permanente Produktion von Neuem, die bei Autorinnen, Schauspielern und Regisseurinnen von der Frage angetrieben wird, wer das Genie war, das gerade vor einem diese Bühnen geprägt hat und zu dem man selbst im Vergleich bestehen will. Das Neue entsteht aus der oft unbewussten Angst, so zu werden wie der bewunderte Vorgänger oder die bewunderte Vorgängerin – Harold Bloom nannte das «Einflussangst». Der Zirkus hat dieses Problem nicht, sagt Lifschitz, denn er ist eine Kunst der wandernden Künstler, der reisenden Truppen.