«Heimat ist ein inneres Land»

von Thomas Oberender

 

 

Heimat ist kein Ort, sondern ein Zustand. Seine Heimat verliert man so, wie man das Gefühl für etwas verliert, z. B. für das freihändige Fahrradfahren, ein Jugendlied oder eine Bekanntschaft von früher. Seine Heimat verliert man nicht, wenn einem der Ort abhanden kommt oder verboten wird. Die Heimat geht mit. Sie ist ein Landstrich, der sich von der Erde löst und als innere Landschaft irgendwo anders wieder Spuren hinterlässt – in Leibgerichten, Liedern oder einer sprachlichen Eigenart wie die alten Worte und Wendungen in der Sprache der Wolgadeutschen oder Siebenbürgen. In deren Ausdrucksweise klingt heute noch eine Heimat der Vorfahren an, die dort längst nicht mehr existiert.