«Kriegstheater»

Ein Sammelband zur Zukunft des Politischen.
Herausgegeben von Thomas Oberender, Wim Peeters und Peter Risthaus

 

 

Carl von Clausewitz hat den Begriff des »Kriegstheaters« vor bald 200 Jahren geprägt. Das Wort geistert auch heute noch durch die strategischen Spiele und militärischen Simulationsszenarien des modernen Krieges. Es gibt eine Verbindung zwischen Theater und Krieg - ohne Konflikt fänden weder Kriege noch Dramen statt, ohne Antagonisten kein Kampf um die Macht. Der Krieg wie auch die Theateraufführung sind durch Sturz, Angriff und Verbrauch einer neuen Ordnung gekennzeichnet, an deren Ende der Vorschein und die Durchsetzung neuer oder anderer Verhältnisse steht. Wie für die Protagonisten des Dramas, stellt sich auch für die Kriegführenden die (dramaturgische) Frage nach den zugrundeliegenden Problemen, dem angestrebten Ziel und der dafür angemessenen Strategie.

Die vorliegenden Beiträge zur Zukunft des Politischen spüren der Veränderung des Phänomens Krieg nach – im Bereich der militarisierten Alltags- und Massenkultur (Tom Holert), im Zusammenhang mit der computergestützten Simulierbarkeit kriegerischer Konflikte (Claus Pias) oder dem Grenzbereich der Folter (Michael Niehaus), den Kriegsmodellen von Afghanistan und Irak und der neuen Staatenordnung unter dem Vorzeichen der USA als Imperium (Herfried Münkler). Zudem wird nach der moralisierenden Kraft gefragt, die von global verbreiteten Kriegsbildern ausgeht (Manfred Schneider). Aber auch die Beziehung zwischen Kunst und Krieg wird in den Beiträgen von Thomas Oberender und Peter Weibel näher untersucht.

Ergänzend erscheint ein Nachdruck von Samuel Pufendorfs »Über Krieg und Frieden« (1673). In einem nachfolgenden Beitrag von Peter Risthaus und Wim Peeters wird dieser bedeutsame, bislang vernachlässigte historische Quellentext im Hinblick auf die aktuelle Diskussion über die Frage nach der rechtlichen Grundlage von militärischen Interventionen (in Afghanistan, Irak) kommentiert.