«Die Wiedererrichtung des Himmels»
Die «Wende» von 1989 in den Texten von Botho Strauß
von Thomas Oberender
1. Das Ende des Prologs
Zu Beginn seines Essays »Aufstand gegen die sekundäre Welt” zitiert Botho Strauß den Dichter Wallace Stevens mit den Worten: »The prologues are over. It is a question, now, / of final belief.” Das Motto kündet vom Beginn einer Zeitenwende, die einen grundsätzlichen Haltungswechsel provoziert - einen Wechsel zum Glauben. Aber aufgrund welcher Offenbarung? Botho Strauß Essay deutet den abrupten Untergang der vom zweiten Weltkrieg hinterlassenen Weltordnung nicht allein als Zusammenbruch eines politischen Systems und seines ideologischen Glaubens. Der politische Zusammenbruch ist für ihn eine »negative Offenbarung” (A305). Was sich hier offenbart, ist das Scheitern einer Strategie, die das Heilige verweltlicht und Transzendenz vom Religiösen trennt. Dieses Scheitern hat weitreichende Folgen: »Schließlich erscheint es nicht mehr unmöglich, daß der Zusammenbruch von Weltanschauung auch die Entmischung der weltlichen von den verweltlichten heiligen Dingen vorantreibt und daß aus dieser Scheidung die endliche Säkularisierung des Säkularen einerseits und ein ‘geläutertes’ Erwarten andererseits hervorgehen.” (A306)
Botho Strauß reagiert auf diese »negative Offenbarung” mit einer Offenbarung des Positiven. Sein Essay »Aufstand gegen die sekundäre Welt” entwirft jene geistige und ästhetische Gestalt des Neuen, die sich in diesem »großen Durcheinander von Schwellenepochen” (B13) abzeichnet. In diesen »Bemerkungen über eine Ästhetik der Anwesenheit” erscheint der weltanschauliche Zusammenbruch als ein reinigender Prozeß. Das ‘geläuterte’ Erwarten, das aus der ideologischen Enttäuschung hervorgeht, wird zugleich zum Stimulus für die Erfahrung von tatsächlicher Transzendenz. Im Gegensatz zu dieser Hoffnung erscheint das Bestreben vieler, die 1989 ihrem Land und seiner erloschenen Idee den Rücken kehrten, jedoch als eine Bewegung weg von jeder Form von Metaphysik, hin in ein Reich der Immanenz, das den Sinn durch die Sinne (im doppelten Wortsinn) ersetzt. Doch dies war für Botho Strauß von Anbeginn an nur »ein Aufbruch ins Bestehende, in den Westen” (A305). Für ihn verkündete das Ende des Prologs einen Aufbruch anderer Art. Daß Botho Strauß die Verse von Wallace Stevens zum Motto seines Textes gewählt hat, impliziert, daß nun auch sein bisheriges Denken als ein langer und vielgestaltiger Prolog erscheint. Was ist es, das nun, nach 1989, so plötzlich in Erscheinung tritt? Was offenbart sich jetzt? Die »Realpräsenz” des Numinosen oder ein Triumph der Immanenz, einer liberalen Demokratie ohne Jenseits. Das Nachwort zu Georg Steiner und der Essay »Anschwellender Bocksgesang” zwei Jahre später sind Entwürfe gegen diese Präsenz der reinen Gegenwart. An die Stelle dieser Gegenwart setzten sie das «Gewärtigen» einer anderen Gegenwart - einer metaphysischen »Anwesenheit”, deren Spuren sich im Strauß’schen Werk seit den frühen achtziger Jahren deutlich abzeichnen. Tatsächlich wirkt es so, als ob die Essays »Aufstand gegen die sekundäre Welt” (1990) und »Anschwellender Bocksgesang” (1993) in ihren wesentlichen Aussagen nicht wirklich neu sind, vielmehr forcieren sie lediglich die geistigen Positionen der früheren Essays über Dieter Sturm (1986), Rudolf Borchardt (1987), Robinson Jeffers und Georg Büchner (beide 1989). Neu ist der Manifest-Charakter dieser beiden Schriften und die weltgeschichtliche Bestätigung, die diese Weltsicht plötzlich für sich reklamieren kann. Neu ist vor allem auch der labile gesellschaftliche Kontext, der aus diesen politischen Ereignissen folgt. Wirklich überraschend war die Plötzlichkeit, an und mit der die alten Weltanschauungen versagten. Sie ist für Botho Strauß die Erscheinungsform des Neuen. »Das Unvorhersehbare hatte sich sein Recht verschafft und zerschnitt das scheinbar undurchdringliche Geflecht von Programmen und Prognosen, Gewöhnungen und Folgerichtigkeiten. Es belehrte alle, daß es der Geschichte sehr wohl beliebt, Sprünge zu machen, ebenso wie der Natur.” (A305) Dieser historische Sprung im Sinne einer abrupten ‘Fortbewegung’, der den Lauf der Geschichte in unerwarteter Weise beschleunigt hat, war zugleich ein Sprung in jenem Sinne, daß etwas entzwei geht oder zu Bruch. Diese geschichtlichen Ereignisse erscheinen im Werk von Botho Strauß als ein »Versehen” - die Mauer fiel durch einen Lapsus - vielleicht ein ‘Fingerzeig Gottes’. Der Zusammenbruch der Nachkriegsordnung in Europa in so kurzer Zeit und mit so unerwarteter Dynamik ist für Botho Strauß ein Menetekel. Das Unvorhersehbare hat auch ihm, als Künstler und Denker, sein Recht verschafft. Es zeigt, daß die Konstruktionen einer präzise kalkulierten Unschärfe im Kern seiner Texte unseren neueren Erfahrungen vom Wesen der Natur und Geschichte sehr nahe kommen. Die Liste seiner reflexiven und künstlerischen Texte, die um das Jahr 1989 erschienen, zeigt, daß die historische Zäsur - wie tiefgreifend oder oberflächlich sie auch immer in den westdeutschen Alltag hineinwirkte - sich im Werk des Autors deutlich widerspiegelt und seiner enormen Produktivität eine überraschende Entschiedenheit verleiht. Das Jahr 1989 ist für ihn ein Wendejahr eigener Art - es bestätigt Botho Strauß als Intellektuellen und von nun an entwickelte seine Kulturkritik immer stringentere Züge eines metaphysisch begründeten Kulturentwurfs.
Durch Bezüge zur unorthodoxen Linken, zur Deutschen Romantik, zur Mystik oder Mythologie ebenso wie durch die Verbindung zur avancierten Naturwissenschaft hielt sich das Denken von Botho Strauß von Beginn an absichtsvoll offen für die Unschärfe unserer Grundsätze und die feinen Erschütterungen und Ambivalenzen im Bild der Gesellschaft, der Geschichte und des Individuums. Die einfachen Wahrheiten einer schlüssigen Weltanschauung, deren sinnfälligstes Symbol bis dato die Idee und Praxis der Mauer war, hat er stets gemieden. Für Botho Strauß ist 1989 nicht nur diese Mauer gefallen, nicht nur eine Weltordnung, sondern auch eine »Denkordnung”, die für ihn noch immer in jenen Fronten erstarrt lag, die der Zweite Weltkrieg eröffnet und hinterlassen hat. Fünf Jahre nach dem Fall der Mauer wird er sagen: »Wir sind keine statische, linksaufgeklärte Gesellschaft.” Damit bringt Strauß seine Vorstellung von der sich ankündigenden »Wende” im Westen auf den Punkt. Sein Text der »Der Anschwellende Bocksgesang” wurde zum bekanntesten Beispiel für eine (nun zu rehabilitierenden) Aufklärung von rechts.
Begonnen hat die literarische Laufbahn von Botho Strauß im Kontext einer Aufklärung von links - bis in die frühen siebziger Jahre sind seine Kritiken und Essays bei »Theater heute” deutlich durch das Denken von Philosophen wie Adorno, Bloch und Benjamin geprägt. Diese »Schule” wurde vom Autor selbst mehrfach beteuert. »Strauß gehört zu der Generation, die unter dem Prinzip Hoffnung aufgewachsen ist. Das Buch habe ich gelesen wie meine Bibel.” Dennoch charakterisierte Dieter Bachmann Strauß schon 1979 als einen, der diese Schule längst hinter sich hat, als einen, der »einmal das war, was man einen Linken nennt.” Bachmann weist darauf hin, daß die Leitbilder des Theaterkritikers Strauß (z.B. Michel Foucault, Walter Benjamin, Ernst Bloch) Marxisten »mit changierenden Farben” waren. Strauß erweist sich als ein Anhänger der Tendenz, nie der Orthodoxie.
Ende der siebziger Jahr nimmt der inzwischen renommierte Dramatiker weitestgehend Abschied von seinen Ideal-Vätern von einst. »Zu formulieren ist jetzt ein Abschied. ‘Ich weiß noch’, sagte Botho Strauß, ‘wie ich das »Prinzip Hoffnung” gelesen habe als Student, da hab ich das wirklich ganz zu mir genommen und war sowohl vom Rausch der Sprache wie vom Denken wie überhaupt vom großen Geistesatem einfach durchdrungen. Und heute denke ich manchmal, daß es einfach geflunkert ist, daß das ein großes Märchen ist. Das hängt mit der gesamten Verdüsterung des politischen und intellektuellen Lebens zusammen, die das Prinzip selber in Frage stellt. Man muß sich doch fragen, wie es zum Beispiel die französischen Nouveaux Philosophes getan haben, ob nicht schon in der positiven Hoffnung ein unglaublicher Betrug steckt, der - wie Glucksman sagte - vom ‘Kapital’ direkt in die stalinistischen Lager führt. Bei allen von uns, die wir mit einem marxistischen Geschichtsbewußtsein erzogen sind, hat ein Rappel eingesetzt. Jetzt muß man radikal zurückgehen: Wo ist denn eigentlich der Grund unseres Vertrauens gewesen? Wenn man sich überlegt, welche Probleme die Menschheit im Augenblick tatsächlich bewegen, dann stellt man sich weniger die Frage nach einer gerechten Gesellschaftsordnung als die nach dem Überleben überhaupt. Von der augenblicklichen Situation aus hält man selbst Marx für einen naiven hoffnungsfrohen Philosophen. Wobei ich keineswegs jenem apokalyptischen Fimmel anhänge, den die Leute jetzt alle zur Schau tragen.’”
Botho Strauß hat im Laufe der Zeit Schritt für Schritt die Waffen der »Dialektik der Aufklärung” abgelegt: zunächst die Dialektik - »Ohne Dialektik denken wir auf Anhieb dümmer; aber es muß sein: ohne sie.” (PP115) - und dann auch das Ideal der Aufklärung im Sinne jener negativen Dialektik von Horkheimer/Adorno. Rückblickend erscheint es so, als sei das Strauß’sche Denken seit Mitte der siebziger Jahre der vielgestaltige Versuch, eben jenes Projekt - das Fragment und Halbstück gebliebene Werk der negativen Dialektik - um das Positive zu ergänzen. So wird Botho Strauß seit Anfang der achtziger Jahre nicht müde, gegen die »Anti-Köpfe” (PP115) zu polemisieren und, wie es später im Hinblick auf das Werk Rudolf Borchardts heißen wird, für eine »Vernichtung des falsch Bestehenden nicht durch Kritik, wie es unsere moderne Kampfart geworden ist, sondern durch Schöpfung” (D112) zu werben. Diese Strauß’sche Gegenaufklärung oder eben: die um ein Bild des Positiven ergänzte Aufklärung, durfte sich durch die Ereignisse des Jahres 1989 plötzlich und ziemlich einzigartig bestätigt fühlen. Die nationale Wiedervereinigung nennt Botho Strauß später die »Erschütterung durch das Positive”.
2. Von nun an - »Schlusschor” und »Beginnlosigkeit”
»Der poetische Fundamentalist”, so Botho Strauß über den Schriftsteller Rudolf Borchardt, »kehrt gegen Geschichte und Vergehendes die gedenkende Macht der Dichtung, dem Zeitenwandel enthoben wie Religion.” (D109) Schon in diesem Text von 1987 sind die wesentlichen Züge jener Kunstreligion der »Realpräsenz” vorgeprägt, die er im Nachwort zu Georg Steiners Buch »Von realer Gegenwart” ausführlich entwickelt. Der »poetische Fundamentalist”, zu dem sich Strauß mehr und mehr selbst entwickelt, lebt nach einer eigenen Geschichtsauffassung: »Das Prozeßschema, das Linien des Fortschritts oder Verfalls entwirft, kann nicht das letztgründliche der Geschichte sein. Sie vollzieht sich vielmehr - für den Fundamentalisten - im langwierigen Wechsel von gottnahen und gottfernen Zeiten. Das Heilige geht in ihr so wenig verloren wie Energie im Weltraum. Sein Kommen und Schwinden, Mythennähe und Profanität unterscheidet die Epochen.” (D109) Wenn in Strauß’ Theaterstück »Schlußchor” die deutsche Geschichte ganz unmittelbar Teil des dramatischen Geschehens wird, so doch auch im Sinne dieses spezifischen Geschichtsverständnisses als ein »gottnaher” Moment. Den Einbruch von etwas völlig Unvorhergesehenem ist in »Schlußchor” auf eine Weise beschrieben, die jene Plötzlichkeit, mit der das Ungeahnte geschieht, in einen größeren thematischen Zusammenhang bringt und in eine ganz eigene und stringente Dramaturgie übersetzt. In sein Drama schlägt die deutsche Wiedervereinigung ein wie ein Blitz - wären diese Figuren vom Schlage eines Martin Luther, sie würden vielleicht wie dieser, vom himmlischen Donner gerührt, ihr Leben von nun an einem höheren Dasein widmen.
Zu Beginn des Stückes ist die individualisierte Masse der alten Bundesrepublik noch einmal zum Gruppenbild angetreten, es ist ein Klassentreffen des mittleren Mittelstandes vor dem Objektiv eines Fotografen - »kein Zweifel, daß der Mensch seine Orientierung ebenso im Gesehenwerden wie im Sehen findet.” (B95) Vielleicht ist dieser erste Akt unter dem Titel »Sehen und Gesehenwerden”, an dessen Ende der Chor das objektivierende Gegenüber verschlingt, im eingangs geschilderten Sinne der Prolog für die folgenden zwei Akte, denn dieses Bild von einem Chor und seinem Abgesang steht innerhalb des Stückes vollkommen für sich und hat im herkömmlichen Sinne keine direkte Verbindung zu den folgenden zwei Akten. In deren Verlauf erscheint dann sporadisch die Figur des Rufers und schreit »Deutschland”, wie um sich Luft zu machen. Im mittleren Teil rumort das Nationalgefühl noch im Hinterzimmer, während im dritten Akt das andere Deutschland in Gestalt der freigelassenen Ostdeutschen plötzlich im Raum steht, glücklich, fremd und schnell wieder verlassen.
Trotz dieser beinahe tagesaktuellen Handlungsebene ist die nationale Wiedervereinigung nicht das eigentliche Thema des Stücks. Ebensowenig in den Essays, die auf dieses Ereignis zu sprechen kommen - auch dort ist das politische Geschehen lediglich das Indiz eines umfassenderen Themas, das es stützt und fördert, jedoch niemals bestimmt. So ist der Umstand, daß in »Schlußchor” plötzlich die Mauer fällt, nur eine Dimension jener weit allgemeiner aufgefaßten Plötzlichkeit, die im Motiv und Vorgang des »Versehens” das Stück bestimmt. Das »Versehen” wird zum konstitutiven Moment der dramatischen Wirklichkeit, wie sie das Stück uns zeigt. »Schlußchor” entwirft eine in sich höchst fragile und unfeste Welt, die durch unsere Art sie anzusehen erst entsteht und deren spontane Zustandswechsel zugleich die Chance eröffnen, im Schreck, in der Überraschung des Versehens pars pro toto einen größeren Zusammenhang zu erfassen. Dieser Moment ist für Botho Strauß geschichtslos, unfaßbar, eine Berührung mit dem Absoluten. Die zufallsbewegte Dramaturgie von »Schlußchor” inszeniert immer wieder solche Momente des Unerwarteten, so, wenn plötzlich eine Figur »Deutschland” ruft, wenn jemand den Mantel verwechselt, darin zufällig eine Pistole findet, sie weiß Gott warum einsteckt und sich schließlich mit ihr erschießt. Die Figuren schwanken zwischen Entscheidungen und Auf- oder Abgängen, sie bleiben auf der Schwelle, sind Paare und Passanten vorm prüfenden Spiegel. Das Leitthema des Stückes: die Offenheit der Gründe und Ursachen, ist bis in das kleinste Detail des dramatischen Geschehens hinabübersetzt als Zögern, Unsicherheit, abrupte Entscheidung. Geschlossen ist in diesem Stück allein das mythische Verhängnis zwischen Mann und Frau. Das im Zentrum unscharfe oder »romantische” Denken von Botho Strauß beweist hier angesichts der umstürzenden Ereignisse des Jahres 1989 ein enormes »Fassungsvermögen”, weil es dem Umsturz und Einbruch in einen größeren Bedeutungs- und Formzusammenhang aufnehmen kann. Vielleicht gelingt dies daher, weil es an Gedächtnisformen orientiert ist, die selbst eine elastische Struktur entwickelt haben und das Spontane oder Unerwartete durch eine Form des Entwurfs umschließen können - so die antiken Mythen, die christliche Religion oder auch die modernen Wissenschaftstheorien der Hirnforschung und Biologie, Kosmologie und Physik, die Botho Strauß auf die ihm eigene Weise rezipiert, verbindet und zu einem neuen Bild vom Individuum wie auch vom gesellschaftlichen Ganzen synthetisiert. »Schlußchor” ist in diesem Sinne ein wahrhaft unkritisches und vom Entwurf bestimmtes Drama. Bereits 1986 formulierte Botho Strauß apodiktisch: »Das ‘kritische’ Denken, an das sich viele klammern, reiche zur Durchdringung des Gegenwärtigen nicht mehr aus. Man müsse intuitiv vorgehen, nach seiner Meinung auch mystisch - wobei er weiß, zu welchen Mißdeutungen solch Bekenntnis führen kann. ‘Mystik hat eine lange deutsche Tradition’, sagt er.” Die Mißdeutungen, von denen er im Zusammenhang mit diesem Bekenntnis zur Mystik spricht, ließen nicht auf sich warten. Mehr als zehn Jahre später sagt er in einem Interview: »Natürlich fasziniert mich George. Mich faszinieren Denkbewegungen jenseits oder oberhalb des Kritischen. Mich fasziniert auch die katholische Kirche. Da gibt es eine Attraktion durch die tiefe Verwurzelung von Autorität. Doch das fasziniert mich, weil es mir fremd ist, nicht weil ich mich identifikatorisch darin spiegeln könnte. Ich werde nicht konvertieren. Ich bleibe ein protestantischer Mystiker. Als Katholik müßte ich beichten, kommunizieren.”
Auch für Botho Strauß ist 1989 ein Wendejahr. Die Plötzlichkeit, mit der alte Gewißheiten ihre Gültigkeit verlieren können, und das überwältigende Element der nationalen Vereinigung offenbaren für den protestantischen Mystiker Momente, die den Begriff der Politik und rationalen Erkenntnis übersteigen. Dieses absolute Moment, das Kraft seiner umstürzenden Plötzlichkeit, mit der es in Erscheinung tritt, offenbar wird, hat im Strauß’schen Denken eine lange Geschichte. Schon Anfang der achtziger Jahre schrieb er in »Paare, Passanten”, daß die Plötzlichkeit und Macht des Unverhofften es eigentlich gebiete, mit den alten Dogmen zu brechen: »Was mag nicht alles längst aufgetaucht sein während des letzen Jahrzehnts und trieb vielleicht sein erstaunliches Wesen im Äther unserer Tage und wir haben es infolge der Dogmen und Schranken unserer Wahrnehmung nicht einmal bemerkt, nicht bemerken können. Die ”Plötzlichkeit”, mit der die ökologische Frage in den Vordergrund rückte, ist dafür ein jüngeres Beispiel. Die objektive Hemmungen und Blindheiten der Erkenntnissysteme, wie sie Bachelard und Foucault in der Geschichte der Naturwissenschaften untersucht haben, kommen einem in den Sinn, wenn man sich die überraschende Verspätung, die Schreckgeburt der Energiekritik vergegenwärtigt.” (PP183) Auf die unvermittelten Brüche, die sich in einem Lebenslauf, einem Weltbild oder einer Beziehung auftun, regiert ein Dramatiker gewiß besonders sensibel, wenn nicht gar suchend. Botho Strauß ist ein Autor, der diese Wahrnehmungen zudem mit einem dichten Geflecht aus theoriebildenen Gedanken umgibt. Es bedurfte nicht erst der Zäsur des Jahres 1989, um seinen Sinn für diese Verwerfungen und Schnitte innerhalb unseres Weltbildes zu schärfen, lediglich als Beispiel war sie eindringlicher und umfassender als die Ereignisse der Jahre zuvor. Die überraschende nationale Wiedervereinigung wurde Strauß daher am Ende der achtziger Jahre zum geradezu paradigmatischen Zwischenfall, und wie einschneidend er diese Zeitenwende erlebt hat, zeigt sich am deutlichsten an seinen Texten, die um das Jahr 1989 entstanden.
Obgleich Botho Strauß ein Dichter war, der auf den Fall der Mauer sehr produktiv und intellektuell wohl gerüstet reagieren konnte, hat auch er dieses Ereignis nicht vorausgesehen. Westdeutschland erscheint ihm 1989 keineswegs bereits im Abendrot einer untergehenden Gesellschaft - von einem Ende des Prologs war noch nicht die Rede. In seiner kurz vor dem Mauerfall veröffentlichten Büchnerpreisrede schrieb er über die »alte” Bundesrepublik, er sehe sich »weder in eine Aufbruchs- noch in eine Untergangsgesellschaft versetzt, sondern zwischen die Konstruktionen des Unaufhörlichen und Vorübergehenden an sich”. In ihr bleibt allein der Dichter »inmitten der Kommunikation” zuständig »für das Unvermittelte, den Einschlag, den unterbrochenen Kontakt, die Dunkelphase, die Pause” (E65). Wenn noch ein Bewußtsein für das ‘Ganz andere’ - so Rudolf Ottos Begriff für das Unerfaßliche und Unfaßliche einer absoluten Qualität - vorhanden war, so ist dessen Bedeutung aus dem öffentlichen Bewußtsein dieser Bundesrepublik weitestgehend verschwunden. Allein eine besondere Form der Literatur und Kunst gibt ihm noch Asyl.
Kurz nach dieser Rede vernahm jedoch nicht mehr allein der Dichter den »Einschlag”. Ganz Deutschland wurde vom Fall der Mauer erschüttert, wenngleich ohne daß dies mit dem Gefühl des »mysterium tremendum, des schauervollen Geheimnisses” verbunden wurde, eher im Gegenteil. Für Botho Strauß hat der überraschende Untergang des Ostblocks dennoch einen erhabenen Charakter. Drastisch offenbart er die gescheiterte Inanspruchnahme des Erhabenen und Heiligen durch weltliche und ideologische Bewegungen. In dem Essay »Aufstand gegen die sekundäre Welt” heißt es dazu: »Doch über das Bewußtsein vieler Betroffener kam der letzte Herbst als ein Trugbrecher und beendete mit bitteren Einsichten einen langen, mehr oder weniger dornigen Dornröschenschlaf. Die letzte Rache des gestürzten totalitären Regimes war denn auch die totale Entlarvung, die negative Offenbarung einer verfehlten, weltlichen Soteriologie: Alles falsch von Anbeginn!” (A305) Eine »weltliche Soteriologie” meint im Gegensatz zur christlichen Theologie eine sich rein weltlich vermittelnde Heilslehre, ohne Glaube, ohne »Himmel”. Dieses Projekt sei gescheitert - nicht nur in Gestalt des Sozialismus, sondern auch in Form einer liberalen, säkularen Welt, der allein der Dichter immer schon als Zeuge einer »tieferen Aufklärung” entgegenstand. Mit seiner Bemerkung über das finale Aus zielt Strauß nicht nur auf den Untergang des Sozialismus, er zielt vielmehr auf eine auch im Westen verfehlte Strategie des aufklärerischen Projekts. An anderer Stelle bezeichnet Strauß dessen weltliche Soteriologie als eine »linke, Heilsgeschichte parodierende Phantasie” (AB13). Ihr Scheitern offenbart sich nicht zuletzt darin, daß sie das Unerwartete nicht in sich aufnehmen konnte.
In seinem Buch »Beginnlosigkeit” erkundet Botho Strauß ein neues, für diese Erschütterungen und Befremdungen offenes Weltbild. Es erkundet nach dem Zusammenbruch des ideologisch Glaubbaren auch die Grenzen des rational Wissbaren, wie sie durch neue, naturwissenschaftliche Theorien, neue Techniken und Lebenserfahrungen offenbar werden. Diese »Erschütterungen jahrzehntelanger Gewißheiten” legten ein Umdenken ebenso nahe, wie es »ein bewegtes Weltgeschehen verlangt hätte, daß man seine Gedanken in jeder Richtung neu erprobt” (B17). Das Buch ist selbst eine solche Probe. Es ist der Ausdruck einer an sich selbst geradezu herbeibeschworenen Krise, initiiert durch die Lektüre der astrophysikalischen Theorien von Fred Hoyle, die auf uns, so Botho Strauß, ebenso wirklichkeitsverunsichernd wirken müßten, wie einst die Lektüre Kants auf Kleist. Der mit diesem Buch deutlich konzeptionell werdende allgemeine Bewußtseinsbruch ist die gedankliche Konsequenz auch aus der Erfahrung des historischen Umbruchs - einer Epochenzäsur, wie sie der Autor im letzten Akt seines Drama »Schlußchor” schildert, unter dem bezeichnenden Titel: »Von nun an”.
»Von nun an” - diese Wendung besitzt im Jahre 1990 einen weiten Hof an möglicher Bedeutung. Von nun an, so ließe sich zunächst vermuten, ist der liberale, säkulare Westen der alleinige Sieger im Wettstreit der Systeme. »Die rote Sonne des Jahrhunderts schmilzt in den blauen Westen ab - und das war einmal unser Morgen!” (E65) - so kommentierte Botho Strauß am Vorabend des Mauerfalls den Erfolg der Bürgerproteste im Osten. Dessen staatlicher Zusammenbruch galt ihm, wie bereits zitiert, »von Anfang an als ein Aufbruch ins Bestehende, in den Westen”. Dieselbe Gewißheit hat, in der Vorahnung des Zusammenbruch des Ostblocks, Francis Fukujamas 1989 zu seiner These vom »Ende der Geschichte” geführt. Damit verbunden war die Idee, daß die Demokratie »möglicherweise ‘den Endpunkt der ideologischen Evolution der Menschheit’ und die ‘endgültige menschliche Regierungsform’ darstellt”. Das bislang entwicklungsstiftende Prinzip der Polarität zwischen den miteinander konkurrierenden politischen Lagern könne von nun an, so Strauß, nur noch in einer »metapolitischen Dimension neue Bedeutung” (A306) gewinnen. Nun ließe sich vermuten, daß, nachdem der Wettlauf der Systeme beendet ist, deutlich wird, daß es längst nicht mehr diese politische Gegenüber war, das die Entwicklung des Kapitalismus vorangetrieben hat. »Metapolitisch” könnte dann bedeuten, daß der Kapitalismus diese Entwicklung aus sich selbst hervorbringt, aufgrund der ihm immanenten Zwänge, wie sie beispielsweise David Mammet in seinen Stücken beschreibt. Doch es ist nicht diese eher pragmatische Perspektive, auf die Botho Strauß mit seiner Formulierung hinweist. Was er vorschlägt, ist, diese Polarität auf eine andere Form von Gegenüber zu übertragen, das einzige »Gegenüber”, das sich weiterhin behaupten könne.
Die Offenbarung dieser neuen Polarität liegt gleichfalls im »Von nun an” der Situation nach 1989 verborgen. Zunächst bedeutet »Von nun an” trivial: Von nun an ist die Grenze offen. In Ost- und Westdeutschland geht etwas zu Ende. »Ab nun”, sagt am Vorabend des Mauerfalls der westdeutsche Rufer in »Schlußchor”, »verfällt die Republik.” (S435) Und die Blousonfrau aus dem Osten resümiert angesichts des Untergangs der DDR ihrerseits: »Die Republik ist ja das einzige, das wir uns wirklich geschaffen haben.” (S457) Die Republik, von der hier die Rede ist, ist jeweils nur die eigene und als solche sind sie voneinander grundverschieden. Dies ambivalente Detail illustriert das größere Thema - unsere Art, die Dinge anzusehen, schafft die Verhältnisse, deren spontaner Wechsel wiederum neue Ansichten schafft. Ähnlich verhält es sich, wenn später von den Kosten der »Einheit” die Rede ist: »Aus dem Saal Gesellschaftsgeräusche und die Stimme eines Mannes: >Also mich reißt es jedes Mal vom Sessel, wenn ich höre, was euch dies neue Deutschland kosten soll!<.
Lorenz: Da dröhnt er schon! >Was Sie vom Sessel reißt, mein Herr, das drückt mich dreimal tiefer rein!<” (S445)
Das subtile Spiel der Ambivalenzen, Übergänge und Schwankungen, das Botho Strauß in »Schlußchor” entwickelt hat, illustriert, daß zwischen den Menschen nichts Absolutes existiert, es sei denn aus »Versehen”. Im Versehen, das oft nur ein Detail der größeren Zusammenhänge erfasst, liegt ein Moment hochverdichteter »Ganzheit” verborgen, die sich blitzartig offenbart und die als solche auf einen größeren Zusammenhang verweist - das »Ganze” eines Menschencharakters oder Lebens zum Beispiel. Das Absolute vermittelt sich nach Botho Strauß in diesem Sinne versehentlich oder blind. »Von nun an”, so ließe sich sagen, wissen wir von seiner Anwesenheit.
Wenn in »Schlußchor” der Rufer mit einem Paar aus der DDR auftritt und schreit: »Deutschland! Das ist Geschichte, sag ich, hier und heute, sage ich, Valmy, sage ich, Goethe!” (S456), so hat es in diesem Moment den Anschein, als könne vom »Ende der Geschichte” keine Rede gar keine Rede sein. Im Gegenteil. Doch im Gegenteil deshalb, weil Geschichte hier nicht so sehr von Menschen gemacht wird, als daß sie sich ereignet und durch das Ereignis hindurch das ‘Ganz andere’ offenbart. Botho Strauß zeigt in »Schlußchor”, daß das historische Ereignis keineswegs Resultat eines planvollen Entwicklung war. Daß die Mauer fällt, erscheint innerhalb des Dramas als das Ergebnis einer genauso unwillkürlich gefaßten Entscheidung, wie der plötzliche Auftritt von Freunden, die bekennen, »daß wir heute abend jeden Entschluß spontan geändert haben” (S451). Daß sich die Grenze öffnen könnte, erscheint den Figuren immerhin als möglich, weil »die drüben vor dem Chaos” stehen. »Sie machen heute die Grenze auf und morgen wieder zu. Einfach aus Versehen. Vielleicht passiert etwas, bloß weil sie restlos durcheinander sind.” (S449)
Das »Chaos” in der bürgerbewegten DDR jener Tage hat in diesem Zusammenhang eher die Dimension eines schöpferischen und überraschend neu ordnenden Durcheinanders. Nachdem der Ostblock in sich zusammenbricht, und das bedeutet: die alternative Strategie eines aufklärerischen und säkularen Projekts, bleibt die siegreiche Welt der sozialen Demokratie allein zurück und kann, nach Botho Strauß, gerade durch das Beispiel des historischen Zusammenbruchs erkennen, daß auch ihr Selbstbild eher von der Chaostheorie und modernen Biologie geprägt sein sollte, als vom überholten Glauben an die lineare Steuerbarkeit der sozialen Entwicklung. Die Demokratie, so Strauß in seiner Büchnerpreisrede, ist durch keine politische Idee zu revolutionieren und so verwirft er auch den Begriff der »Revolution” im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1989, die für ihn statt dessen das Prinzip der »Emergenz” (A305) bezeugen. In diesem Prinzip der Plötzlichkeit, mit der sich ein Zustand vollkommen ändern kann, offenbart sich die Anwesenheit des ‘Ganz anderen’. Aus der Erkenntnis dieses tatsächlich transzendenten Gegenübers entsteht für Botho Strauß die neue, »metapolitische” Polarität, von der eingangs die Rede war. Wenn diese metaphysische Moment sich 1989 im historischen Geschehen offenbart, so wird die Gesellschaft in diesem geschichtlichen Augenblick zu einem Ort, an dem jene »Realpräsenz” (A307) erfahren werden kann, die für Botho Strauß ihr eigentliches und zeitenthobenes Asyl in der Kunst besitzt. Sehr direkt kommt dies im Essay »Aufstand gegen die sekundäre Welt” zum Ausdruck, in dem Botho Strauß den offenbarenden Charakter der historischen Ereignisse von 1989 mit der metaphysischen Dimensionen der Kunst in ein Verhältnis setzt: »Die Lektion, die das Unerwartete als geschichtliche ‘Ankunft’ dem skeptisch-verschlafenen Dahinwursteln erteilt hat, ist eine gute Voraussetzung, um sich auf George Steiners Versuch über das Unmittelbare einzulassen, den er in seinem neuen Buch ‘Von realer Gegenwart (Real presences)’ wagt.” (A307)
Auch der Umkehrschluß dieses Gedankens ist erlaubt: Wenn man, wie Botho Strauß dies zu Beginn seines Essays »Anschwellender Bocksgesang” getan hat, die Gesellschaft ihrerseits »eher als ein unfaßliches Kunststück” auffaßt, »denn als ein Brodelkessel, als eine ‘Hölle der anderen’”, so ist es naheliegend, daß sich auch in diesem »unfaßlichen Kunststück” der Gesellschaft die »reale Gegenwart” des Logos-Gottes offenbart. »Überall, wo in den schönen Künsten die Erfahrung von Sinn gemacht wird, handelt es sich zuletzt um einen zweifellosen und rational nicht erschließbaren Sinn, der von realer Gegenwart, von der Gegenwart des Logos-Gottes zeugt.” (A307) Der Fall der Mauer im Drama wird dafür ein Zeichen - ein dramatisches Zeichen der »Realpräsenz”.
3. Das Ende des Nachkrieges
Nach Botho Strauß sollte »Lektion des Unerwarteten” unser Bewußtsein in sofern verändern, daß es sich künftig über die transzendenten Momente - oder, aus einer anderen Perspektive, über die »unverfügbaren Mitursachen des eigenen Erfolgs” - im klaren ist. Als »protestantischem Mystiker” ist Strauß ein solches Bewußtsein seit langem eigen. Neu sind die politischen Konsequenzen, die sich aus dieser Lektion ergeben: Die Nachkriegsordnung ist gefallen und mit ihr die unlösbare Verstrickung in die Fronten des Zweiten Weltkrieges und seine Spätfolgen: der Gegensinn der Lager, und deren ideologische Tabus. Die Ereignisse des Jahres 1989 wirken wie ein Katalysator und die Reaktion von Botho Strauß erinnert ein wenig an einen Rat von Mao Tse-tung: Was fällt, das soll man stoßen. Auf die Frage, ob es nicht weiterhin nötig sei, wieder und wieder die Greuel des Krieges, ihre Schuld, Verdrängung und Verklärung zu entlarven, verkündet in »Schlußchor” die Figur eines Historikers das Ende der zähen, noch immer auf ihren Ursprung im Nationalsozialismus beschränkt und fixiert gebliebenen Aufklärungspraxis, die die umstürzenden Ereignisse ihrer Gegenwart darüber beinahe versäumt: »Sie graben Ihren Kopf in Finsternis, wenn draußen die Nacht zu leuchten beginnt, mit Feuerwerk und Korkenknall die letzten Dämonen der Nachkriegszeit aus dem Land getrieben werden.” (S459)
Der Fall der Mauer markierte das Ende des Prologs. Durch diese Zäsur wird die Gegenwart ganz neu erfahren. Einerseits besteht nun, da in ihr endlich die »Dämonen der Nachkriegszeit” vertrieben sind, die Chance, nach dem Ende der Nachkriegsordnung auch jene Denkordnung zu verlassen, die ihren Ursprung im letzen Weltkrieg hat. Und andererseits in jenem Sinne, daß diese Gegenwart mehr ist als eine ‘Gegenwart der Gegenwart’ - sie ist vielmehr das Medium für »Realpräsenz”. Als Schriftsteller ist Botho Strauß stets beiden Aspekten des Wortes »Gegenwart” auf der Spur - er ist sowohl der empfindsame Seismograph der ihn umgebenden Aktualität, als auch ein pflichtloser Mystiker auf der Suche nach jener höheren Anwesenheit, von der Zeugnis abzulegen er als die Berufung des Autors bezeichnet.
Noch bevor die Globalisierungs-Debatte einsetzte und das Gefühl einer Epochenzäsur durch ökonomische Zwänge ins öffentliche Bewußtsein vorzudringen begann, hatte Botho Strauß jene mentale Umstellung bereits im Lichte seiner Weltsicht vorexerziert und konsequent zu Ende gedacht: Der archimedische Punkt dieser Umstellung ist die Bewältigung des Nachkrieges. In seinem im Februar 1993 erschienen Essay »Anschwellender Bocksgesang” heißt es dazu apodiktisch: »Von ihrem Ursprung (in Hitler) an hat sich die deutsche Nachkriegs-Intelligenz darauf versteift, daß man sich nur der Schlechtigkeit der herrschenden Verhältnisse bewußt sein kann; sie hat uns sogar zu den fragwürdigsten Alternativen zu überreden gesucht und das radikal Gute und Andere in Form einer profanen Eschatologie angeboten. Diese ist mittlerweile so sturzartig in sich zusammengebrochen wie gewissen Sektenversprechen vom nahen Weltende.” (AB12) Mit anderen Worten: Die linksliberalen Versuche, sich von diesem »Ursprung in Hitler” zu befreien, den Botho Strauß in einem anderen Essay auch als ein persönliches »Verhängnis” (in der sakralen Dimension des Wortes) beschreibt, sind fehlgeschlagen und rehabilitierten nach 1989 nun die konservative Variante einer »tieferen Aufklärung”, mit Leitfiguren wie Ernst Jünger, Gomez Dávila oder Rudolf Borchardt.
Mit der Rehabilitierung dieser konservativen Geistesströmung endet für Botho Strauß die Nachkriegszeit und eine politisch bestimmte Epoche der Kunst. So schreibt er über Ernst Jünger: »Die Epoche der deutschen Nachkriegsliteratur wird erst vorüber sein, wenn allgemein offenbar wird, daß sie vierzig Jahre lang vom Jüngerschen Werk überragt wird.” (R323) Die Bestimmung dieses Endpunktes ist um so interessanter, wenn man berücksichtigt, daß Botho Strauß die Nachkriegsepoche schon einmal für beendet erklärt hat - 1970, in seinem Essay »Versuch, ästhetische und politische Ereignisse zusammenzudenken”. Den Hintergrund bildete damals ebenfalls ein politisches Ereignis, das durch seine Symbolhaftigkeit und den Schock, den es hinterließ, in den Augen von Botho Strauß den Anbruch einer neuen Zeit markiert. Allerdings hatte vor 25 Jahren jenes Datum für das »Ende der Nachkriegszeit” einen ganz anderen Hintergrund, und er war keineswegs metaphysisch. Es war der 2. Juni 1967, an dem »der Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Kurras während einer Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin erschossen” wurde. »Auf diesen Tag datiert auch, so könnte man sagen, das Ende der Nachkriegszeit, das Ende eines auf vielfache, begründete wie irrationale Weise ins Vergangene verstrickten Denkens, das die offizielle Politik ebenso beherrschte wie Kunst und Literatur, vor allem auch die jüngeren Stückeschreiber, und das gleichsam für eine gemeinsame, die Intelligenz und die Herrschenden verbindende politische Moral sorgte.” (V52)
Der Schock, den dieser Tod hinterließ, und der Verlust der moralischen Unschuld sollten bereits damals das politische Denken aus seiner Verankerung im Zweiten Weltkrieg herauslösen. Ungefähr zwanzig Jahre später ist es für Strauß nun der Fall der Mauer und der »Offenbarungscharakter” dieses Ereignisses, der den Nachkriegskonsens über jene Ordnung, die der Krieg hinterließ, zerstört und die intellektuellen Tabus lockert, die er den Nachgeborenen auferlegt hat.
4. Der verbrauchte Aufbruch
Ein Text wie der Essay »Anschwellender Bocksgesang” wäre ohne die politischen Ereignisse von 1989 wahrscheinlich nicht entstanden - nicht, weil Botho Strauß erst jetzt zu dieser Kritik imstande gewesen wäre, inhaltlich waren deren Aussagen alle bereits in früheren Texten (über Dieter Sturm, Rudolf Borchardt oder Robinson Jeffers) in ähnlicher Schärfe formuliert worden. Neu und provozierend war vor allem die innere Fokussierung auf den Leitbegriff des »Rechten” und der Manifest-Charakter, den Botho Strauß seinem Essay für die Veröffentlichung im »Spiegel” verliehen hat. Dieses Manifest wollte mehr sein als ein Künster-Manifest und wirkte in seiner pointierten Aussage um so aufreizender, nachdem das innere Gleichgewicht des wiedervereinten Landes durch die rechtsradikale Gewalt in Bewegung geriet. Nach dem Fall der Mauer war es gerade diese akute Bedrohung des inneren Friedens, die für Strauß nun um so dringender eine weltanschauliche Tendenzwende nahelegt. Am direktesten kommt die anfängliche Haltung, die um eine neue, innere Zentrierung der Gesellschaft bemüht war, in einem Brief an Heimo Schwilk zum Ausdruck, der im Oktober 1994 in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung” erschien. Darin bezieht sich Botho Strauß auf den Sammelband »Die selbstbewußte Nation”, in dem Texte anderer Autoren in Reaktion auf seinen »Bocksgesang”-Essay versammelt stehen und in der Summe ein »Manifest der konservativen Intelligenz” ergeben, deren Rehabilitation für Botho Strauß zu den wesentlichsten Konsequenzen aus den historischen Ereignissen zählt. In der spezifischen Eigenart der literarischen Beiträge dieses Buches spiegelt sich für Strauß das Wesen der historischen Zäsur: »Es sind in den besten Fällen Versuche, den veränderten Weltumständen nach 1989 nicht weiterhin mit Spielarten eines systemkritischen Denkens zu begegnen, dem gerade seine geschichtlich-materiellen Grundlagen entzogen wurden. Das Wort ‘konservativ’ ist dabei im Grunde völlig fehl am Platz und kann allenfalls als provisorischer, operationeller Begriff taugen, indem es nur natürlich ist, daß das geschichtliche Individuum in der Ereignisoffenheit, in der Gefahr auch, auf etwas zurückgreift, das ihm einmal größere Gewißheit gab.” Für wie verabschiedet und erledigt Strauß die »Spielarten eines systemkritischen Denkens” unter den »veränderten Weltumständen nach 1989” hält, zeigt sich auch in einer bereits zitierten Erwiderung auf die Kritik an seinem »Bocksgesang”-Essay. Dem Rezensenten Franz Wille, der Botho Strauß die Gesellschaft und Aussagen anderer Autoren in dem umstrittenen Sammelband vorwirft, entgegnet er selbstbewußt: »Alle Stellen, die Sie inkriminieren, hätte man mit identischer Gebärde, identischer Ideosynkrasie 1965 oder 1976 ebenso inkriminiert. Aber nach allem, was geschehen ist? Wir sind keine statische, linksaufgeklärte Gesellschaft.” Angesichts von brennenden Asylheimen, rassistischer Gewalt und der Unfähigkeit, auf die tragische Dimension dieses Geschehens entsprechend zu antworten, empfiehlt Botho Strauß eine bewußte Hinwendung zu einer anderen, einer rechten Form von Aufklärung. Sie gilt ihm als letzte Chance, um die liberale Demokratie vor der Gefahr ihrer Selbstzerstörung zu retten. Dies um so dringlicher, da er die Nachkriegsstrategie, mit der Verbindung des eigenen Lebens und Denkens zum Nationalsozialismus umzugehen, als gescheitert betrachtet. In einem Gespräch mit Volker Hage äußerte er 1986: »Keine Frage: Wir hätten die ‘Hitler-Katastrophe, die große Schuld, die damit zusammenhängt’, auszubaden. Darüber hinwegzureden sei überhaupt nicht möglich. Allerdings müsse man sich dazu geistig bewegen können, ‘sonst sind wir erstarrt mit diesem Erbe’. Und er sei inzwischen allergisch gegen ‘rüde Kurzschlüsse’ der Art, daß sofort ‘Heinrich Himmler’ geschrien werde, wenn einer ‘Meister Eckhart’ sagt. ‘Das ist die Fortsetzung der Barbarei mit antifaschistischen Mitteln’”. In diesem Zusammenhang erscheint der Fall der Mauer noch unter einem anderen Vorzeichen - danach vereinigten und verdoppeln sich auch zwei verhängnisvolle Strategien eines mißglückten Antifaschismus: »Nach Dezennien der kulturellen Gesamtveranstaltung Jugendlichkeit findet man nun vor eine ziemlich aufgezehrte Substanz von Jugend, die letzte Progenitur der Nachkriegszeit, deren Überlieferungs- und Stimmungsgeschichte eine der Negation und des Vaterhasses ist, häßliche Frucht aus der Vereinigung eines verordneten mit einem libertären bis psychopathischen Antifaschismus.”
Von »links” sind keine neuen »Gewißheiten” zu erwarten, auf die sich nun, »in der Ereignisoffenheit”, zurückgreifen ließe. Es bleibt die Frage, ob diese »Ereignisoffenheit” es tatsächlich erfordert, daß man »zurückgreift” und ob es überhaupt möglich und ratsam ist, der Gegenwart so vehement zu entkommen. Nichts erscheint dem Autor Strauß belangloser, als die Gegenwart der Gegenwart: »Wenn die Zukunft dem Fanatiker und dem Techniker gehört, so kann gegenwärtig nur der Durchschimmernde leben. Ich gehöre nicht in meine Zeit, und alle, die hineingehören, sind ihre Sklaven. Also wird sie niemand bemerkt haben, seine Zeit.” (W200) Dennoch sind es allem Anschein nach die metaphysisch weitestgehend entzauberten Demokratien, die 1989 siegreich sind - sie verschlingen ihre Alternativkulturen ausnahmslos und etablieren sich immer weiter als eine Welt der wählbaren Alternativen, in der sich der Einzelne weitestgehend selbst erschafft. Für Botho Strauß ist dieser glückhafte Moment jedoch nur ein Augenblick des Prologs - spätestens die brennenden Asylheime zeigen: Wir werden nicht umhinkommen, zurückzugreifen.
Wer wie Botho Strauß zurückgreift, greift vor allem auf ein Erbe zurück. So ist bei ihm der Dichter auch der Bewahrer, der Sammler, ein exklusiver Hirte der Zeit. Doch innerhalb der bürgerlichen Kultur, die sich nach Botho Strauß vor allem durch das Erbe, die Anbindung an die versunkene Zeit stabilisieren sollte, ist zugleich ein Prozeß zu beobachten, in dessen Folge Stabilität und Sinn immer wieder durch Antizipationen geschaffen wird, durch den Griff nach vorn. Die industrielle Volkskultur der westlichen Welt schafft Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und Legitimität durch ihre Verbindung zur Zukunft. Diese Kultur findet ihr Material im breiten Spektrum ihrer Gegenwart und ist tendenziell antimetaphysisch. Sie lebt von der essentiellen Verbindung nach vorn - dem Beweis des technisch oder individuell Machbaren, der mehrheitstreuen Gestaltbarkeit des Kommenden. Wo Botho Strauß zurückgreift und das Erbe und eine metaphysische Instanz anführt, die Gewißheiten letztlich stiftet, greift eine Kultur der Immanenz voraus und begründet sich durch Erfolg. Diese Kultur, die ohne eine Vorstellung von »Realpräsenz” auskommt, ist für Botho Strauß sekundär.
Es scheint, als halte Botho Strauß nach 1989 tatsächlich eine Wende zur rechtsaufgeklärten Gesellschaft für möglich. Doch acht Jahre später erscheint diese Umbruchsgewißheit bereits gedämpft - für Westdeutschland gehen vor allem die »üppigen Verhältnisse” (K198) zu Ende. Die Zäsur war in erster Linie eine ökonomische - die Zeit des Überflusses ist vorbei. Daß dieser Einbruch innerhalb einer Weltordnung auch als eine Begegnung mit dem Numinosen erfahren wird, diese Wahrscheinlichkeit beurteilt der Dichter mit einiger Skepsis. Schon die Figur des Lesers, vielleicht das Selbstporträt des Autors innerhalb der historischen Szenerie von »Schlußchor”, blieb der Wende-Euphorie gegenüber gelassen und verließ erst als eine der letzten das Restaurant in Richtung Straße. Bedächtig und amüsiert bemerkte der Leser: »Auf Seite vierhundertvierzig! Da mach ich mir ein historisches Eselsohr. Die Epoche hat im >Siebenkäs< gewechselt, kurz nach dem Fest der Sanftmut, wo es gerade hieß: >Und es werden alle Abendsterne dieses Lebens einmal als Morgensterne wieder vor uns treten.< Nun gut, sehen wir uns das neueste Blendwerk an da draußen, wenn Venus den Deutschen einen Abend für einen Morgen vormacht!” (S458) Die »Erschütterung durch das Positive”, die Freudentränen und »Wahnsinn!”-Rufe täuschen den Skeptiker nicht darüber hinweg, daß der euphorische Aufbruch vorallem ein Untergang ist - das Ende des Prologs. Eine wahrhaft verändernde Erschütterung, die mehr wäre, als nur ein »Blendwerk”, müßte ein spiritueller Vorgang sein. Die »geschichtliche ‘Ankunft’”, so zeigt sich Mitte der neunziger Jahre, führt keineswegs zwangsläufig zu einem »mysterium tremendum” im Sinne Rudolf Ottos. Auch die in »Beginnlosigkeit” beschworene Bewußtseinskrise, ausgelöst von der historischen und wissenschaftlichen Erschütterung des bisherigen Weltbildes, blieb entgegen der Beschwörungen des Dichters aus, beziehungsweise erscheint eher als eine Bewußtseinserweiterung denn als glaubensstiftende Krise.
Nun kam es zwar tatsächlich auch zu mentalen Veränderungen in der Zeit seit 1989, doch unter ganz anderen Prämissen - sie heißen: Globalisierung und Vernetzung, Deregulierung und Liberalisierung, es sind die Leitworte eines pragmatischen und keinesfalls metaphysischen Projekts. Anstelle einer verstärkten Hinwendung zu Tradition und Metaphysik liberalisierten sich die Verhältnisse entschiedener als je zuvor. Das Jahrtausendende wird in diesem Zusammenhang nicht als das Ende eines biblischen Äons erlebt. Wenn das Millenium überhaupt als bemerkenswerte Zäsur erfahren wird, so wahrscheinlich deshalb, weil sie in den sechziger und siebziger Jahren durch Hollywood und Stanley Kubrik ein mythisches Geleit erhielt. Die Verhältnisse, an denen Botho Strauß leidet, schleppen sich derweil ungebrochen von einem Jahrhundert ins nächste. »Komödie des Epochenschwindels. Als habe sich etwas geändert. Als säßen wir nicht ein wie eh und je in unserer historischen Ausnüchterungszelle. Als würden wir nicht als hinfällige Agnostiker, Greise der Unreife und der Ratlosigkeit das Jahrtausend wechseln. Das Jahrtausendende wäre nur für den traditionalen Menschen, den Menschen mit tieferen Zeitbindungen von Bedeutung. Tatsächlich aber erleben wir in seinem Herannahen einen Ebbesog, einen Entzug von Bedeutungen in all unseren Werken, Worten und Entwürfen. Es ist wie kurz vor dem Abfluß, da die Reste in ein hilfloses Kreiseln, in immer raschere Wiederholungen geraten. Derjenige aber, der wirklich Millennium-Furcht und -Ehrfurcht besäße, widerstünde dem großen Entzug.” (K200)
Hatte Botho Strauß zu Beginn der 90er Jahre auf die »Wende” mit der Hoffnung auf eine »Bewußtseinswende” auch innerhalb der Bundesrepublik reagiert und sie, in mehreren Texten gleichsam selbst vorgeprägt, so kehrt der Dichter am Ende des Jahrzehntes wieder zurück in die »Höhle unter dem Lärm” (E65). Auch der Fall der Mauer hat den Zeitgenossen nicht zum »traditionalen Menschen” gewandelt. Was war die Wende? Das Ende des Überflusses. Eine Offenbarung. Eine schöne Aussicht. »Und doch ist eigentlich Geschichtsalltag eingekehrt. Wir haben ein uns blendendes Zeitalter hinter uns, Verwöhnte, mit einem Eisernen Vorhang, der in Wahrheit die Goldene Waage war. Es ist leichter, ein autoritäres Regime zu Fall zu bringen, als ein liberales System vor seiner eigenen Zerrüttung zu bewahren. Das eine ist künstlich, starr wie ein Kristall und kann gebrochen werden. Das andere ist organisch und kann nur absterben.” (K198) Die Wende im Osten bleibt der Zusammenbruch des Ostblocks und als solcher folgenlos für das Selbstbild der westlichen Demokratien. »Beim vielbeschworenen Umdenken verhält sich der Mensch im Grunde nicht anders als ein Tier: Erst Not macht es ihm notwendig, sich anders zu verhalten. Ein Leben mit der bitteren Einsicht in die Unrettbarkeit der angenehmen Verhältnisse ist bei weitem erträglicher, als die geringste Konsequenz aus ihr zu ziehen. Sie produzieren, sie arbeiten, sei verteilen den Reichtum, sie bezahlen den Frieden. Diese Überantwortung der Geschichte an die Ökonomie diente dem Erhalt des inneren und äußeren Friedens besser als jede ideelle Politik. Da niemand weiß und niemand es zu wissen drängt, was ‘dahinter’ noch sein könnte, da Eroberungen weder im ideellen noch im sozialen Sinne verlockend scheinen, wird das, was ist, zum stetig erschwerten, stetig erneuerten Ziel. Das Können, Wissen, Verwalten richtet sich auf die Renovierung des Gegebenen und Gehabten. Dies bringt den Konservativen um seinen Begriff. Die Summe dessen, was er nicht für erhaltenswert erachtet, steht in keinem Verhältnis zu den bettelhaften Resten, die er schützen möchte. Sein aktuelles Nein zu den Gegebenheiten ist weitaus radikaler als das systematische des Revolutionärs. Seine Unduldsamkeit ist - not-gedrungen - zur Kritik der versagenden Kritik geworden.” (F109)
5. Suche nach dem Gleichgewicht oder: Die »Not vom Reichtum an aufwärts”
In Berlin, dem metaphorischen Schauplatz des Stückes »Das Gleichgewicht”, war die Mauer die Achse für den Balken der »Goldenen Waage”. Nach der Wiedervereinigung sind die ehemaligen Halbstädte aus dem Gleichgewicht: »In dieser Stadt wird man die nächsten zwanzig Jahre nur Veränderungen sehen.” (G59) Im Vorabdruck aus dem Roman »Die Fehler des Kopisten” versammelt Botho Strauß einige Impressionen vom DDR-geprägten Ostberlin und läßt sie in die Feststellung münden: »Man wünscht sich weite Flächen abgeräumt und frei für eine neue Stadt. Die Zeit nach einem Umsturz ist dem Konstruktiven weitaus günstiger als dem ewig Organischen, dem Anpassen und Restaurieren.” (K194) Im Osten Berlins ergeben sich noch einmal Freiräume für einen Entwurf, ein beinahe Speer’sches Neu- und Umgestalten. Noch einmal wird der Osten zum Labor und zur Spielwiese, doch zugleich sind die weiten Flächen natürlich nicht »abgeräumt und frei”. Aufs Ganze betrachtet ist der Dichter mehr als skeptisch. Bereits im »Anschwellenden Bocksgesang” stellte sich Botho Strauß die Frage: »Welche Transformierbarkeit besitzt das Unsere, das Angerichtete noch? Allem Anschein nach keine mehr. Wir sind in die Beständigkeit des sich selbst korrigierenden Systems eingelaufen.” (AB202) Die große Aufbruchsstimmung nach dem Fall der Mauer mündete in das Gefühl des Epochenschwindels - dieses »System der abgezweckten Freiheiten” (AB202) übersteht auch den schicksalshaftesten Moment ohne jeden Anflug einer metaphysischen Regung.
Dabei gab es Erschütterungen genug. In »Das Gleichgewicht” hat Strauß beschrieben, wie die Balance der Beziehungen und Lebenswelten in der alten Bundesrepublik nach 1989 tendenziell verloren ging. Auch dort verlor man seine Nischen, das Gleichgewicht im Mauerschatten. Dieser Vorgang erscheint im Stück als ein Verlust der Grazie. Diesen Verlust eines unbewußten, da spirituellen Gehaltenseins hat Bernhard Greiner in seiner dramaturgischen Analyse der Strauß’schen »Wendestücke” deutlich aufgezeigt. Die natürliche Grazie, die auch ein inneres Gleichgewicht meint und die abhanden kommt, wenn man aus der Bahn geworfen wird, bedroht oder verstört, kann uns, so Botho Strauß in seinem Essay über Dieter Sturm, eigentlich nur durch eine »Art zweiter Grazie” zurückerstattet werden, die durch den Prozeß einer »Passage” erlangt wird - »durch ein unendliches, schwindelndes Bewußtsein hindurch” und dessen »Schule der Bedenklichkeit”. Ein neues Gleichgewicht ist nur durch ein neues Bewußtsein zu erlangen. An die Stelle eines sozialen Gleichgewichts, das sich sowohl zwischen den politischen Lagern als auch in ihnen dem Gleichgewicht des Schreckens verdankt hat, setzt Strauß den Entwurf eines ‘Ganz anderes’ Gleichgewichts. Zu Beginn des Essays »Anschwellender Bocksgesang” beschreibt er, wie die »Flucht ins Heim” (AB202) noch einigen Wenigen gelingt. Das familiäre Gleichgewicht hinter den privaten Mauern und im kleinen Garten der Freunde erscheint als der Restposten jener Balance. Das innere Gleichgewicht der Gesellschaft, ihre Fähigkeit zum demokratischen Ausgleich und zur inneren Beweglichkeit, ist hingegen von mehreren Seiten bedroht: »So oder so ist die Unschlüssigkeit in Gefahr. Für unsere Epoche könnte dies bedeuten: entweder wird sie beendet vom Ausbruch des vollkommenen Vergessens, nach Art einer technologischen Mutation unserer gesamten Kultur. Oder aber, was der Autor für das Bedrohlichste hält, durch den Ausbruch eines religiösen Fundamentalismus.” (AB318)
Die islamische Revolution, die rassistisch motivierte Gewalt und die Gefahr, die Botho Strauß in »eine totale Einbezogenheit in eine allumfassende Jetztheit” sieht, sind in seinen Augen starke Argumente für die Suche nach »beständigeren Gewißheiten”. Er findet sie im komplexen, ereignisoffenen Weltbild der avancierten Naturwissenschaft ebenso wie in der Mystik und traditionalen Menschenbild des »Rechten”. Im Grunde hat Botho Strauß den Fall der Mauer ebenso wie jede andere ernsthafte Erschütterung des liberalen Selbstbewußtseins dazu genutzt, das ideelle Vakuum, das sich in solch ereignishaften Momenten offenbart, mit einem metaphysisch zentrierten Aufklärungskonzepts zu konfrontieren. Ob beim Fall der Mauer, der steady state-Theorie oder dem Schock rassistischer Gewalt - die Gegenwart allein ist den Angriffen auf ihre Grundfeste nie gewachsen, sie braucht »den Wiederanschluß an die lange Zeit, die unbewegte”. Der islamische Fundamentalismus, der diesen Ruf nach Rückbindung an eine absolute Autorität exemplarisch erfüllt, ist daher ein ständiger Reflexionsgegenstand in den Überlegungen von Botho Strauß - von »Paare, Passanten” über das »Gleichgewicht” bis zum »Anschwellenden Bocksgesang”. Der religiöse Fundamentalismus, auf den der Dichter mit seinem »poetischen Fundamentalismus” reagiert, erscheint ihm als eine der wenigen Kräfte, die die bürgerliche Gesellschaft tatsächlich bedrohen und zu Teilen besiegen können. »Ich meine nur,” heißt es in »Das Gleichgewicht”, »mancher Ansatz ging verloren, manches wurde wieder abgeschafft. Von den Bärtigen.” (G52)
Auf die politische Zäsur des Jahres 1989, die nicht allein die weltanschauliche und territoriale Spaltung Europas zum Verschwinden brachte, sondern auch jenes geistige Spannungsfeld, aus dem heraus sich die intellektuelle Nachkriegsgeneration bisher entwickelte, reagiert Botho Strauß als Dramatiker mit einer forcierten Poetik und Weltanschauung, da dieser Wandel ihn als einen Künstler betrifft, dessen eigene Entwicklung tief mit den Abstoßungsreaktionen vom Erbe des Zweiten Weltkrieges verbunden ist. In diesem Zusammenhang stand auch seine Hinwendung zur Romantik, seine Rezeption naturwissenschaftlicher Theorien und des mythologischen Erbes, durch die er immer wieder unbeherrschte Räume des Wissens gegen jede Form von dogmatischem Rationalismus mobilisiert hat. Der reinste Freiraum war ihm immer die Kunst. Wenn es lange Zeit, wie es in der bereits zitierten Büchnerpreisrede heißt, »allein noch der Dichter” war, der für »das Unvermittelte, den Einschlag” zuständig blieb, so schien der Fall der Mauer diese Erfahrung doch plötzlich auf eine bewegende Art zu verallgemeinern. Und doch war es für Botho Strauß nicht die Politik, die diese Ereignisse bewirkt, war es keine Revolution, vielmehr ein emergentes Geschehen, für dessen eigentlichen Charakter eine ästhetische Weltsicht weit angemessener ist, als eine politische. Auf den Moment einer endlich geglückten politischen Entspannung, reagiert der Dramatiker, indem er die Konfliktzone nun um so vehementer in die Vertikale verlagert. Die eigentliche Revolution wäre eine Bekehrung. Am Vorabend des Mauerfalls fragte Botho Strauß im Hinblick auf Georg Büchners revolutionären Ziele: »Haben wir nicht alles erreicht?” Und antwortete sich tapfer: »Gerechter soll es unter Menschen nicht werden, freier nicht als hier. Doch was immer bleibt und immer wieder anschwillt, ist das Gefühl: Das ist es noch nicht; irgend etwas war da noch, das fehlt.” (E65)
Dieses Gefühl mußte Botho Strauß um so stärker forcieren, als die real existierende Bundesrepublik denen, die sie erst 1989 entdeckten und jenen, die entdeckt wurden, für einen historischen Moment alles zu bieten schien, wonach sie verlangten: Das war es; da war nichts, was noch fehlt. Für einige Zeit wurden die inneren Auseinandersetzungen von der enormen äußeren Bestätigung überlagert. Für einen Dramatiker ist diese Situation denkbar undankbar; das Glück ist undramatisch. Der Dichter Botho Strauß mußte darauf beharren, daß sich in den Ereignissen der gegenwärtigen Gesellschaft die Gegenwart eines höheren, transzendenten Prinzips offenbart, sprich: daß dieses Glück nur Echo eines höheren Glückes ist. Unmittelbar nach dem Fall der Mauer tat Strauß in seinem Essay »Aufstand gegen die sekundäre Welt” eine ostwärts gesprochene Prophetie kund, die zugleich Antrieb und Credo seines eigenen Schaffens ist: »Soziale Demokratien brauchen keinen Heilshorizont. Viel eher der einzelne Freie, das aufgerichtete Bewußtsein wird seiner bedürfen. Viele werden erst lernen müssen, daß vom Reichtum an aufwärts die Not beginnt. Die Not, überzeugt zu sein, ohne Praxis und Lehre einer machtvollen Diesseits-Religion und vor allem: ohne die moralischen Sondervergütungen eines gläubigen Ketzertums.” (A306)
Wenn für Botho Strauß 1990 die Not »vom Reichtum an aufwärts” beginnt, so ist diese Not eine spezielle »Not” - ein Mangel auf der Basis gleichzeitig gesicherter Lebensbedingungen, eine Überflußnot. Es ist auch die Not des Dramatikers, dramatische Konflikte zu behaupten, da jede Form von verheißungsvollem »Gegenüber”, aus der sich eine dramatische Spannung ableiten könnte, verloren scheint, beziehungsweise zur Wohlstandsdifferenz wird. 1989 fühlten sich die meisten Bürger in Ost- und Westdeutschland hingegen noch als Gewinner ihrer eigenen Emanzipationsversuche - nicht als ihre Opfer. Allein ein Dramatiker wie Botho Strauß muß darauf beharren, daß die Befreiten nicht in Freiheit kommen, da »soziale Emanzipation stets nur Freigelassene und niemals Freie schaffen kann” (D110). Das »aufgerichtete Bewußtsein” ist im gleichen Moment auch das haltlose und in seiner Ungebundenheit so schwer erträgliche Bewußtsein. Dieser Standpunkt ähnelt nicht von ungefähr der Rede des Bürgers Debuisson vom »Joch der Freiheit” in Heiner Müllers »Auftrag”. Bei Botho Strauß heißt das: »Der Mangel an Wohlsein - Wohlergehen, Platons Gruß - wird niemals allein von Politik oder sozialen Verbesserungen beseitigt.” (E65) Die forcierte Weltanschauung seiner Texte nach 1989 erscheint nicht allein eine Antwort auf diesen unterstellten »Mangel an Wohlsein” bei den Befreiten. Sie verweist auch auf die Problematik des Dramatikers, inmitten des gewaltigen Ausgleichs der nationalen Vereinigung eine schöpferische Distanz und Alternative zu behaupten. Beides - Perspektive und Struktur - konnte und mußte sich für den Autor nun, da die weltanschaulichen Formen eines säkularen »Gegenüber” zusammengebrochen waren, um so vehementer als eine »metapolitische Polarität” rekonstituieren. Botho Strauß’ Denkweise war dabei als eine der wenigen gerüstet und in der Lage, aus ihrem Weltbild neue Spielformen zu entwickeln. Strauß forciert seine Idee einer langen, durch Kunst und schönes Wissen vermittelten »Passage” hin zu einer anderen Grazie, einem höheren Gleichgewicht, dessen Vorgefühl seine Dramatik zu offenbaren versucht. Darin entwirft er dem »einzelnen Freien” jenen ästhetischen »Heilshorizont”, dessen Abwesenheit die Not ist, von der er spricht. Es ist wie gesagt auch die Not des Dramatikers.
Bisweilen gelang Botho Strauß die ‘Wiedererrichtung des Himmels’ im Hinblick auf seine Sakralisierung der Kunst so vorbildlich, daß man angesichts seiner poetologischen Entwürfe beinahe schon wieder von einer machtvollen »Jenseits-Religion” sprechen darf, inklusive der dem Autor dann wieder zukommenden »moralischen Sondervergütungen eines gläubigen Ketzertums”. Das Unternehmen eines solchen Entwurfes ist der Versuch, ein »konstruktives Jenseits der Natur” (B68) zu schaffen, das auch der Dichtung Kraft zum Entwurf gibt und empfindlichen Widerspruch zum Bestehenden. »Ohne gewaltige Tendenz, ohne Passion und großes Verlangen ist kein Gedanke mehr glaubwürdig, entsprechen Worte den Kräften nicht mehr, die uns herausfordern. Der Geist ist Knecht, Leidensorgan, oder er ist ein Fatzke.” Dieser konstruktive Teil seines Schaffens erscheint als ein Akt der Selbstbeheimatung oder als die Montage einer inneren Behausung - einer Ideenwohnung. In ihr findet der Dichter sein »Gleichgewicht” und den Sinn für die Brüche, Schwankungen und Defizite, die sich aus der Perspektive jenes »konstruktiven Jenseits” im bundesdeutschen Dieseits offenbaren.
6. Welche »Gegenwart”?
»Gegenwart als Mysterium. Man ist der Eingeweihte einer Passage, die man nicht überblickt. Man versteht alles um sich herum in etwas zu alten Begriffen. Gegenwart ist immer unentschiedene Totale, Meer. Nur die Vergangenheit läßt sich in Bahnen verfolgen, Flüssen.” (B79) Botho Strauß votiert in seinen Texten deutlich für einen metaphysischen Auftrag und Charakter der Kunst. Die aktuelle Gegenwart, gleichwohl er einer ihrer deutungsstärksten Chronisten ist, taugt ihm zu kaum mehr als einer Durchgangstation, einer Passage. In der Gegenwart, das heißt in ihrer schwankenden, unüberschaubaren Totalität ist nichts verborgen, allenfalls durch sie hindurch scheint etwas auf: die Gegenwart von etwas Anderem, des Numinosen, seine Realpräsenz. Botho Strauß hat in seiner Büchnerpreisrede dafür ein einprägsames Bild gefunden: »Der Dichter ist die schwache Stimme unter dem Lärm. Ein leises, ewiges Ungerührtsein, das Summen der Erinnerung. Die Gegenwart schreibt auf seinem Rücken.” (E66)
Die Gegenwartsabkehr ist die Grundbewegung jeder metaphysisch zentrierten Kunst; ähnlich verhält es sich bei Heiner Müller, dem das sozialistische Zukunftsprojekt mit seinen archaischen Setzungen und Konfliken das Maß fürs Hier und Heute gab, oder für Peter Handke und dessen absolutem Reich einer handlungslosen Poesie. So absolut die transzendentale Autorität einer Kunst, die die eigene Bürgerlichkeit reflektiert, in den Texten von Botho Strauß sich auch darstellt, eigentlich bürgerlich ist dieses Vorgehen nicht. Der metaphysische Auftrag und Charakter der Kunst ist ein Erbe des Absolutismus. Das offenbart sich um so deutlicher angesichts einer ganz anderen Gegenwartskultur. Man könnte sie mit McLuhan »industrielle Volkskultur” nennen, oder, mit Richard Rorty eine Kultur ohne Zentrum. Ich glaube, in dieser Kultur wird Mataphyik durch Immanenz ersetzt. Längst ist es jenes Konglomerat aus industriell gefertigten Lebensstilen und Gebrauchsgütern, ist es jener gewaltige, über den Markt vermittelte Mainstream der Minderheiten und seine »Ästhetik des Pragmatismus”, die erfüllen, was die Erben des Absoluten heute oft nur noch beanspruchen: die Stiftung von Orientierung, Sinn und Gedächtnis, Trost, Lebensmut und die Berührung mit dem, was außer uns liegt. Die Kunst der Immanenz zentriert sich statt durch Metaphysik durch Vergleiche und die körperliche Wahrheit von Schmerz und Spaß - dem einzigen Reservoir an absoluter, das heißt nicht relativierbarer Erfahrung, da es unentrinnbar in der Körperlichkeit des Menschen verankert bleibt. Die Kunst und Kultur der Immanenz sieht in der grundsätzlichen Verhandelbarkeit aller Werte und Werke keinen Verlust, sondern eine Vermehrung der Gestaltungsmittel der individuellen Selbsterschaffung. Das wichtigste Ziel einer solchen Kultur liegt nach John Dewey nicht in der Wahrheit, sondern der Freiheit. Botho Strauß gab seiner Kunstphilosophie einmal den Wahlspruch »Kunst ist nicht für alle da” - dem steht das »access for all” einer sich tendenziell unbeschränkt erweiternden Gegenwart der Gegenwart entgegen.
Die Kunstphilosophie des Autors Strauß ist ein sich über Jahre herausbildender Gegenentwurf zu jener »sekundären Welt”, gegen die er zum Aufstand ruft, da sie sein Weltbild selbst zum Sekundärgut, beziehungsweise einer Möglichkeit von vielen macht. Die Idee von Richard Rorty, daß Literaturkritik kein parasitäres Phänomen sei, sondern nur eine andere Variante der Neubeschreibung der Welt, die der Literatur selbst ein Kapitel hinzufügt, indem sie neue Werte durch neue Vergleiche ermittelt, wäre für einen Propheten der Realpräsenz undenkbar. Während für Richard Rorty die Ereignisse des Jahres 1989 vor allem die Kontingenz von Geschichte demonstriert, sind sie für Botho Strauß ein Zeichen der Erhabenheit des ‘Ganz anderen’. In dessen Vorschein erscheint die historische Zäsur zumindest für einen Moment als die Vorbote einer totalen Revolution, deren Prologe Botho Strauß mit dem Weltbildsturz von 1989 beendet sieht. Seine Äußerungen in diesem Zusammenhang offenbaren im Gegensatz zu dem proklamierten »Weltbildsturz” einen forcierten Weltbildaufbau.
Über die Theaterstücke von Georg Büchner schrieb Botho Strauß 1989 sie seien »ungeheure Vorstöße in Gebiete ohne Trost. Auf der Ebene dieses frühen Nihilismus lastet das Gewicht eines eben erst gesunkenen Himmels. Er hat noch nichts von der rüden Fraglosigkeit, mit der wir uns unter der Senkrechten hinwegstehlen. Niemand spricht metaphysischer als der, dem Gott sich jäh in der Umkehrung offenbart, im Abgrund, Wunde und Leere.” (E.66) Wie liest sich dieser Satz im Hinblick auf seinen Autor selbst? Sein Werk erscheint im Kontext eines späten Nihilismus als grandioser Versuch, diese Leere zu füllen. Ein anderer ist es, sie auszuschreiten.
Liste der hier verwendeten Abkürzungen
A Botho Strauß: »Der Aufstand gegen die sekundäre Welt”, in: Georg Steiner: »Von realer Gegenwart”, München, 1990
B Botho Strauß: »Beginnlosigkeit”, München, 1992
AB Botho Strauß: »Anschwellender Bocksgesang”, in: »Der Pfahl.” Heft 7, 1993
D Botho Strauß, »Die Distanz ertragen”, In: Rudolf Borchardt: »Das Gespräch über Formen und Platons Lysis Deutsch”, Stuttgart, 1987
E Botho Strauß: »Die Erde ein Kopf”, in: »Die Zeit”, Heft 44/1989, vom 27. 10. 1989
F Botho Strauß: »Die Fehler des Kopisten”, München, 1997
G Botho Strauß: »Das Gleichgewicht”, München, 1993
K Botho Strauß: »Wo der Geist Knecht ist”, in: »Der Spiegel”, Heft 16, 14.4.1997
PP Botho Strauß: »Paare, Passanten”, München, 1984
R Botho Strauß: »Refrain einer tieferen Aufklärung” , in: Günter Figal, Heimo Schwilk (Hg.): »Magie der Heiterkeit. Ernst Jünger zum Hundertsten”, Stuttgart, 1995
S Botho Strauß: »Schlußchor”, in: Botho Strauß: »Theaterstücke”, Bd.2, München, 1991
V Botho Strauß: »Versuch, ästhetische und politische Ereignisse zusammenzudenken”, Frankfurt am Main, 1987
W Botho Strauß: »Wohnen, Dämmern, Lügen”, München, 1994