«Die Wiedererrichtung des Himmels» 
Die «Wende» von 1989 in den Texten von Botho Strauß
von Thomas Oberender

 

 

1. Das Ende des Prologs

Zu Beginn seines Essays »Aufstand gegen die sekundäre Welt” zitiert Botho Strauß den Dichter Wallace Stevens mit den Worten: »The prologues are over. It is a question, now, / of final belief.” Das Motto kündet vom Beginn einer Zeitenwende, die einen grundsätzlichen Haltungswechsel provoziert - einen Wechsel zum Glauben. Aber aufgrund welcher Offenbarung? Botho Strauß Essay deutet den abrupten Untergang der vom zweiten Weltkrieg hinterlassenen Weltordnung nicht allein als Zusammenbruch eines politischen Systems und seines ideologischen Glaubens. Der politische Zusammenbruch ist für ihn eine »negative Offenbarung” (A305). Was sich hier offenbart, ist das Scheitern einer Strategie, die das Heilige verweltlicht und Transzendenz vom Religiösen trennt. Dieses Scheitern hat weitreichende Folgen: »Schließlich erscheint es nicht mehr unmöglich, daß der Zusammenbruch von Weltanschauung auch die Entmischung der weltlichen von den verweltlichten heiligen Dingen vorantreibt und daß aus dieser Scheidung die endliche Säkularisierung des Säkularen einerseits und ein ‘geläutertes’ Erwarten andererseits hervorgehen.” (A306)