«Sucht»

Am Rand ist es wahrer

Über die Kuratorin und Festivalleiterin Frie Leysen
von Thomas Oberender

 

 

Sucht ist das Schlüsselwort, das mir einfällt, wenn ich über Frie’s Leben und Schaffen für das Theater nachdenke, wobei «Theater» ein zu enger Begriff ist – Musik, Installationen, Aktionen, ihre Neugier umfasst barocke Musik genauso wie koreanischen Gesang, sie hat weit mehr Hinterland als jene 80 Prozent aller Länder der Erde, die sie bereist hat. Sie hat einen eminenten Sinn für Schönheit, unabhängig von Moral und Gedanken sieht sie diese eher als andere sie entdecken und befreifen. Sucht ist in diesem Zusammenhang nur Metapher für eine sehr spezielle Perspektive, die das Schaffen von Frie Leisen prägen: Sucht ist ihr sie antreibender Motor, Kunst sein Treibstoff. Der Süchtige ist stets in Bewegung, «sucht», im Deutschen ist dieser Doppelsinn des Wortes erhellend, seine Erfüllung. Sucht ist Suche.