«Dieses Land wird vom Westen dominiert»

Gibt es eine Hegemonie der alten Bundesländer? Ja, sagen Intellektuelle, Wissenschaftler und Unternehmer. Und warnen vor den dramatischen Folgen. 

Von Stefan Braun, Berlin

Manche finden es nicht schlimm; andere lesen es als gefährliches Signal: Im Kabinett der neuen großen Koalition wird es, so sie zustande kommt, aller Voraussicht nach niemanden mit migrantischen Wurzeln und allenfalls eine Ministerin aus Ostdeutschland geben. Die Kanzlerin ficht das nicht an; andere kritisieren die fehlende Repräsentanz - und warnen vor Konflikten. Die SZ hat mit fünf Intellektuellen, Politikern, Unternehmensführern gesprochen, vier von ihnen haben ihre Wurzeln im Osten. Und alle beklagen eine westdeutsche Hegemonie, die bei Ostdeutschen und unter Migranten immer mehr Abwehrreflexe auslösen. Parteien, Hochschulen, Theater, aber auch Dax-Konzerne - einhellig verweisen sie auf unterschiedliche Bereiche, in denen eine Dominanz des westdeutschen Denkens und Erinnerns ein Zusammenwachsen der Gesellschaft verhindert. Die fünf sind nicht gleich im Temperament, im Zorn und in der Perspektive. Aber ihre Botschaft ist die Gleiche: Es muss sich dringend etwas ändern.