«Die Stadt in der Stadt»

Ein Salzburgportrait
von Thomas Oberender

 

 

Für den Urlaub, den man als Ortsansässiger in dieser Stadt gerne verleben möchte, auch weil ihn die Besucher aus aller Welt ständig vorleben, und den man im Grunde ständig machen könnte, indem man einfach zur Burg hinaufläuft, oder hinaus zu den Seen, wie eben all die anderen Menschen, habe ich im Alltag kaum Zeit. Wahrscheinlich ist das nur eine Ausrede, aber es ist so. Dennoch bleibt die Freude, in nächster Nähe zu den Seen, in Sichtweite der Berge und dem pittoresken Panorama der Altstadt zu leben, frisch und erneuert sich beinahe täglich, wenn ich beobachte, wie sie sich im Laufe der Jahreszeiten und mit jedem Witterungswechsel verändern, so wie die Farbe des Flusses oder der metallenen Dächer je nach Licht und Jahreszeit. Ich genieße den täglichen Weg durch den Mirabellgarten, seine regelmäßig ausgetauschten Bepflanzungen, die Üppigkeit der blühenden Ornamente seiner Rabatten, die Kühle der Laubengänge und Pracht des Rosengartens. In der Orangerie feiern die Obdachlosen den Tag am Becken der Wasserschildkröten, dazu zwitschern die Kanarienvögel und Papageien, hier, im Glashaus, hat jeder immer Zeit.