«Den Tanz der Welt zur Ruhe bringen»

Absorption und Theatralität im Werk von Thomas Demand

Die Verbindung von Thomas Demands Fotografien und der Welt des Theaters erscheint auf den ersten Blick wenig naheliegend. Einem simplen Verständnis von Theater zufolge spielen Menschen auf der Bühne nach, was andere Menschen tun. Zu verschiedenen Zeiten haben Menschen auf der Bühne auch Götter repräsentiert oder Tiere, in manchen Kulturen Geister von Flüssen, Ahnen oder Pflanzen, auch Roboter erschienen als humanoide Wesen zuerst auf der Bühne, aber dass Menschen im Theater in der Regel fast immer Menschen zeigen und nur das, was Menschen betrifft, ist seit gut 200 Jahren in Europa eine feste Gewohnheit.

Doch das Einzige, was Thomas Demands Bilder nicht zeigen, sind Menschen. Stattdessen sind auf ihnen Innenräume zu entdecken, Stadträume, gelegentlich sind es Naturräume, eine Grotte oder ein Wald. Die Schauplätze liegen offen vor dem Betrachter und man sieht, wie Menschen die Ordnung der Dinge in diesen Räumen in Unordnung gebracht haben, Papierstapel auf dem Boden verstreut oder eine Wanne mit Wasser gefüllt haben, aber von den Menschen selbst findet sich in den Bildern keine Spur – kein Schmutz, kein Lippenstift auf einem Glas, keine Schrift auf den Zetteln oder Büchern, kein Logo auf der blauen Cremedose. Es ist, als würden auf diesen Fotografien die Dinge ihr Leben unter sich führen. Die Klingelschilder tragen keine Namen, Demand zeigt eine Welt ohne uns.