GAIA-THEATER

Kein Lockdown währt ewig.

Thomas Oberender

Das Wort «Gaia-Theater» kam mir erstmals in der Corona-Zeit in den Sinn, in jenen Wochen des Lock-Downs, in dem wir nur in begründeten Fällen unsere Arbeitsplätze aufsuchen oder Dinge des täglichen Bedarfs unter strengen Sicherheitsvorkehrungen einkaufen durften. Diese Periode dauerte im Rückblick nicht lange, aber sie war einschneidend und eine kollektive Erfahrung in vielen Ländern. Wie die meisten Menschen lebte ich damals vor allem zu Hause, saß auf dem Balkon und erledigte den größten Teil meiner Arbeit am Computer. Menschen traf ich vor allem online. Der Straßenverkehr war in diesen Wochen aus der Großstadt nahezu verschwunden, am Himmel sah man kein Flugzeug.

Unseren Altbaubalkon haben wir in den Jahren zuvor einmal im Monat von einem schwarzen Film aus Feinstaub gereinigt, der sich auf dem grauen Steinboden, den Stühlen und weißen Fensterbänken absetzte. Nun war er verschwunden. In den Nachrichten wurden damals Satelliten-Fotografien von Norditalien gezeigt, das plötzlich aus dem All wieder sichtbar wurde, mit all ihren Seen und Wäldern, Städten und Dörfern, die vorher seit langem unter einer Smoghaube verborgen waren. Die Flüsse wurden wieder sauber und im klaren Wasser waren Fische zu sehen.