«Es war zu spüren, dass Frechwerden geht.»

Gespräch mit Heike Zappe

 

 

Heike Zappe: Herr Oberender, Sie haben am ältesten Theaterwissenschaftlichen Seminar der Welt, an der Humboldt-Universität, studiert. Welchen Stellenwert hat diese Sequenz in Ihrem Leben?

Thomas Oberender: Das Besondere dieses Studiums war, dass es auf produktive Weise unpraktisch war. Das Studium ist letztlich die einzige Zeit im Leben, in der sie etwas lernen können, ohne dass es unmittelbar etwas nützt. Das Gelernte trägt seinen Reiz und Wert in sich. Das ist im Jura- oder Medizinstudium vielleicht anders, aber in einer kultur- oder geisteswissenschaftlichen Ausbildung bilden sie in dieser diffusen Weltkarte des Wissens erst mal so etwas wie eine persönliche Ahnung von intellektuellen Himmelsrichtungen, Kategorien und Breitengraden heraus.