Festvortrag von Thomas Oberender
(Auszug)
Bühnenbilder sind zunächst Gebilde, die in Theatern Bühnen bilden. Man sollte meinen, die Bühne sei ohnehin gegeben, aber das Theaterhaus selber tritt in der traditionellen Form des europäischen Theaters nicht wirklich in Erscheinung. Damit der technische «Nullraum» des Gebäudes hinter dem Portal zur Bühne wird, braucht es jene temporären Installationen, die jedes Mal aufs Neue «die Bühne» für ein Stück bilden.
Ein Bühnenbild ist eine Verkleidung und eine Öffnung zugleich. Es verkleidet als temporäre Installation den «Nullraum» des Bühnenhauses und öffnet den Saal zugleich in eine andere Welt. Denn das Portal, in dem das Bühnenbild erscheint, ist die einzige Öffnung jenes höhlenartigen Großbaus, der sich dafür nach draußen vollständig abdichtet. Nichts dringt von der Straße nach drinnen, kein Licht, Geräusch oder Unbefugter. Jedes Bühnenbild ist eine «Welt ohne außen» – eine «Weltblase» in einem Trägerraum, der sich selber unsichtbar macht, um sie zu zeigen. Wenn der Saal verdunkelt und die Türen geschlossen wurden, zeigt die Öffnung des Portals somit nicht einen dahinter liegenden Raum des gleichen Gebäudes, sondern eine andere Welt, die so eindrücklich wirkt, dass der eigentliche Ort des Theaters sekundär und aus der Empfindung des Zuschauers ausgeblendet wird. Seine Wahrnehmung konzentriert sich ganz auf dieses leuchtende Bild, das zur Schleuse wird und ihn absorbiert.
(…)
Paneldiskussion mit Ulla von Brandenburg, Thomas Oberender und Wilfried Kuehn zur Arbeit im Grenzraum zwischen Ausstellungspraktiken, Performance, Theater und medialen Räumen.
Der Mitschnitt des Gespräches wird auf der Website der HfG Karlsruhe erscheinen.