«So werden wir das Stück» 

Gespräch mit Susanne Petrin

 

Susanne Petrin: Herr Oberender, Sie werden Jahr für Jahr nach dem Sinn des Theaters befragt. Haben Sie eine perfekte Antwort festgelegt – oder entwickeln Sie ständig neue Antworten?

Thomas Oberender: Für mich ist Theater einer der schönsten Wege das Leben und die Welt zu verstehen. Und ich glaube, solange Menschen in Gemeinschaften leben, schaffen sie sich Bühnen, um sich ihrem eigenen Leben gegenüberstellen zu können – und es dadurch zu begreifen. In der Antike war das Theater der praktische Gottesdienst der Griechen. Für uns heute ist es eine vergleichsweise preiswerte und flexible Art, wie man sich seinen Ort in der Welt ohne Gott erklären kann.

Ist es nicht billiger, ein Buch zu lesen, um die Welt zu verstehen?

Das Buch ist ein privates Vergnügen; Theater ist immer ein öffentliches Erlebnis: ein grosses Ritual, das Menschen erfunden haben, um das, was sie zur Gemeinschaft macht, gemeinsam zu erleben.