«Eine Geste, in der sich etwas lichtet» 

Der Regisseur Jürgen Kruse
von Thomas Oberender

 

Wolfram Koch (Mitte), in «Klassenfeind», Regie J.Kruse, Bochum

 

Ich kam erst knapp vor Vorstellungsbeginn ins Schauspielhaus Bochum und hatte keine Zeit, um ein Programm zu kaufen. Ich fragte meinen Nachbarn, einen  jungen Mann von ca. achtzehn Jahren, Lederarmband, Nickelbrille, enges Shirt, ob er mich auf seinen Besetzungszettel schauen lässt; klar, sagt er, und ich frage, ob er weiß, wann die Pause ist; er sagt, keine Pause; ich sage, du kennst wohl die Aufführung und er sagt, ja, ich sehe sie heute zum dritten Mal – bei ihm, wobei er nach vorn, in Richtung Bühne deutete, muss man die Inszenierungen mehrmals sehen, weil so viel passiert und man erwischt einfach immer nur einen Teil und kommt dann wieder für den Rest. Und nach dieser Ansage, bei der ich zum ersten Mal einen jener echten Jürgen Kruse Fans zu hören bekam, die wirklich jede Arbeit dieses Regisseurs kennen, begann die Aufführung von «Klassen Feind» von Nigel Williams.