«Nervöse Räume»

Über die Holzschnitte von Chriastiane Baumgartner
von Thomas Oberender

 

 

Bei näherer Betrachtung verschwinden die Bilder. Bei näherer Betrachtung betrachtet sich das Betrachten. Christiane Baumgartens Holzschnitte sind immer schon betrachtete Bilder, also Bilder von Bildern, die das Sehen auf den zweiten Blick inszenieren. Sie machen das Sehen als konstruktiven Vorgang erlebbar. Deren Effekt entsteht zu weiten Teilen aus der Vereinsamung des Betrachters vorm Motiv. Er schaut auf eine menschenbefreite Zone reiner Natur oder Technik, vor der er als Zeuge alleine steht. Das Zusehen wird so eine Mischung aus Staunen und Schauder. Die Sachen, meist sind es Sachen, die auf den Bildern warten, warten im Verborgenen. Die Künstlerin legt einen Schleier über sie, eine Form von Betrachtungstechnik – so wie es auch eine Atemtechnik gibt – mittels derer der Bildbetrachter zu den Dingen hinter dem Schleier vorstoßen kann. Diese Technik ist eine Form der Selbstbetrachtung. Sie erinnert den Betrachter an sein eigenes, perzeptives Sensorium. Er sucht vor den Bildern nach dem richtigen Abstand.