«Die Oberlinder Luft»

Zum 90. Geburtstag von Tankred Dorst
von Thomas Oberender

 

 

«Über das Portal meines Theaters», sagte Tankred Dorst vor gut zehn Jahren, «würde ich schreiben: Wir sind nicht die Ärzte, wir sind der Schmerz.» Was ist es, das einen Menschen zum Schreiben bringt? Und wichtiger noch, dafür sorgt, dass er damit nicht aufhört? Über vierzig, fünfzig, sechzig Jahre seines Lebens?

Am 19. Dezember wird Thüringens berühmtester Dichter neunzig Jahre alt – seit Wochen laufen Feierveranstaltungen zu seinen Ehren unter anderem bei den Berliner Festspielen, bei der Bayerischen Akademie der schönen Künste und im Suhrkamp Verlag in Berlin. Die namhaftesten Regisseure des deutschen Gegenwartstheaters, genauso wie Filmemacher und Intendantenaus inzwischen drei Generationen ehrten den Dichter in Lesungen, Ausstellungen und Diskussionen. Tankred Dorst und seine Frau und Mitautorin Ursula Ehler, deren Stück «Merlin» auf mehreren Erdteilen ein moderner Klassiker wurde, sind inzwischen ein legendäres Künstlerpaar, das inzwischen fragil und zart wirkt in ihren späten Jahren, aber noch immer voller Neugier und Konzentration auf ihre nächsten Projekte ist. Die nächste Uraufführung des Jubilars steht wenige Wochen nach seinem 90sten Geburtstag am Düsseldorfer Schauspielhaus an und um so mehr ist es angebracht, auf diese große, beeindruckende Karriere dieses Dramatikers, Filmemachers und Regisseurs zurück zu blicken.