«Kunst der Kritik und kritische Kunst»

Überlegungen zu einer schwierigen Textform
von Thomas Oberender

 

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Nur wer vernichten kann, kann kritisieren, schrieb Walter Benjamin in seinem Buch «Einbahnstraße». Im Rigorismus dieser Bemerkung offenbart sich etwas von der Anwaltsrolle des Kritikers im Auftrag des Absoluten, an dem er die Werke im Idealfall misst. Das Absolute meint dem Wortsinn und Ursprung nach: «von nichts anderem abhängig, für sich bestehend». Diese Formel könnte sehr gut auch den Standort der Kritik charakterisieren. Will man die Position des Theaterkritikers darüber hinaus eingehender bestimmen, so empfiehlt es sich, das Verhältnis zum Theater zur Kritik als ein inneres und ein äußeres zu betrachten: Als Reaktion auf das Beurteiltwerden von außen und als kritische Distanzierung von sich selbst in der Endphase jeder Inszenierung.