«Zwischen den Künsten»

Stephanie Rosenthal, die neue Direktorin des Gropius Bau, im Gespräch mit Thomas Oberender


Thomas Oberender: Frau Rosenthal, wenn Sie nicht Kunstgeschichte studiert hätten, was wäre es dann gewesen? Gab es einen Plan B?

Stephanie Rosenthal: Ich habe nie ernsthaft eine Alternative in Betracht gezogen. Meine Eltern gingen davon aus, dass alle in der Familie Medizin studieren, aber für mich stand immer fest: Ich werde auf keinen Fall Medizinerin. Ich bin der festen Meinung, dass man mit Kunst kritisches Denken fördert, das war für mich bei der Berufswahl entscheidend. Natürlich bekommt man in einem Mediziner*innenhaushalt auch vermittelt, dass es ganz essenziell ist, etwas zur Entwicklung der Gesellschaft beizutragen.

Und, hat sich die Erwartung eingelöst?

Ich würde sagen, dass wir in der Bildenden Kunst eine Krise erleben, und daher stand auch ich vor der Frage: Wozu tragen wir eigentlich noch bei? Gerade in den letzten 15 Jahren hat sich die Bildende Kunst, vor allem die Zeitgenössische Kunst, so extrem verändert, dass viele zweifeln, ob es hier nur noch um Unterhaltungskultur geht, oder noch ein kritischer Beitrag zur gesellschaftlichen Veränderung geleistet wird. Da habe auch ich Bilanz gezogen: Was mache ich eigentlich, und warum mache ich es?