«Das Lächeln der Sphinx»

Ein Managergespräch zwischen Dirk Baecker, Thomas Oberender und Bernhard Krusche

 

 

Bernhard Krusche: Meine Herren, lassen Sie mich zu Beginn unseres Gesprächs kurz in Erinnerung rufen, was die ursprüngliche Idee dieser Gesprächsreihe war. Am Anfang stand die Einsicht, dass die Frage der Steuerung komplexer Organisationen zu den zentralen Herausforderungen einer Next Society zählt. Mit der Erosion heroischer Steuerungsmodelle ging und geht eine gewisse Sprachlosigkeit einher: Auf der einen Seite suchen Manager händeringend nach praktischen Lösungen für den Umgang mit komplexen Fragestellungen, die sich einem instruktiven Zugriff konsequent entziehen. Und auf der anderen Seite gibt es eine kluge Forschung, die sich genau diesen Fragen widmet, ohne jedoch Gehör zu finden bei jenen, die am meisten von den Antworten profitieren könnten. Dieses Gap lädt geradezu ein, neugierig nachzufragen und kluge Menschen von hüben wie drüben miteinander ins Gespräch zu bringen.

Dirk Baecker: Für diese Fragestellung bist du, Thomas, allerdings ein eher untypischer Kandidat. Wir haben uns vorgenommen, mit Managern ins Gespräch zu kommen, von denen wir annehmen, dass sie für die Intelligenz ihres Handelns nicht die passende Sprache haben. Sie reden von der Einheit und den Zielen der Organisation, agieren jedoch hochgradig differentiell und variabel in ihren Mitteln und Zielen. Wir versuchen mit systemtheoretischen Ansätzen, eine wissenschaftliche Sprache zu entwickeln, die dieser Intelligenz auf die Spur kommt. Wir haben ein Nachholbedürfnis der Theorie gegenüber der Intelligenz der Praxis. Du jedoch bist als Intendant der Berliner Festspiele nicht nur ein Macher in diesem Sinne, sondern zugleich ein Intellektueller in einer Managementposition.

Thomas Oberender: Ich fühle mich geschmeichelt. Das hört sich für mich nach einem typischen Fußball-Problem an: alles geniale Spieler, aber vor der Kamera spricht keiner klug.