«Immersion» 

Ausstellungen, Diskursformate, Projekte für Planetarien, Theater- und VR-Produktionen 2016-2021

In der Programmreihe «Immersion» wurden unter der künstlerischen Leitung von Thomas Oberender und mit wechselnden kuratorischen Teams von 2016 bis 2021 die Arbeiten von Künstler*innen präsentiert, die die gewohnte Gegenüberstellung von Werk und Besucher*in, Bühne und Saal, Objekt und Betrachter*in auflösen. Ziel der Programmreihe war es darüber hinaus, den Begriff «Immersion» als eine Leitvokabel für ein anderes Weltverhältnis zu begreifen und zu etablieren – er stand für ein neues Genre und zugleich für ein altes Prinzip der Verbundenheit.

Im Zentrum der ersten Programmphase stand 2016/17 die Verräumlichung der zeitbasierten Kunst des Theaters. So schuf die Szenografin Mona el Gammal mit «RHIZOMAT» einen großen «narrative space», der in einem ehemaligen DDR-Fernmeldeamt die Geschichte eines kommenden Aufstands in einer zukünftigen Welt erzählte – ohne Schauspieler*innen, dafür mit Tausenden von Dingen, die von der Künstlerin in einer riesigen Installation inszeniert und zum Sprechen gebracht wurden. Ein ähnliches Worldbuilding, wobei man in eine eigene Realität eintritt und mit ihr interagiert, prägt die Arbeiten von Vegard Vinge und Ida Müller, die mit ihrem Nationaltheater Reinickendorf eine imposante Raumbühne geschaffen haben. In einer ehemaligen Munitionsfabrik am Stadtrand von Berlin gestalteten sie ein architektonisches Gesamtkunstwerk, das einen großen Theaterbau mit einer Kathedrale, einem U-Boot und einer Bar verbunden hat. Dieses «Nationaltheater Reinickendorf» war in gleichem Maße ein monumentales Environment aus bildnerischen Arbeiten wie auch eine ungewöhnliche, in Echtzeit gesteuerte Aufführungsmaschine mit diversen Bühnen, auf denen sich die 12 Stunden dauernde Aufführung aus über 120 Stunden vorbereitetem Material immer wieder neu zusammengesetzt hat. Im Oktober 2017 hatte bereits Jonathan Meese mit der Wagner-Überschreibung «MONDPARSIFAL BETA 9–23» eine Oper auf die Bühne des Festspielhauses gebracht, deren assoziative Weiterungen und Wucherungen des Stoffs in diversen Installationen im gesamten Festspielhaus in seiner ausgedehnten Installation «ERZGRÜNER TOTALSTHÜGEL DE LARGE (EVOLUTIONSPARSIFAL’S MONDRAUM)» zu sehen waren.